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Podiumsrunde zum gefährdeten Studiengang Kunst

POTSDAM / SANSSOUCI – Es ist bedauerlich für so manchen klammheimlichen Befürworter der etappenweisen Abwicklung des Studienfachs Kunst an der Uni Potsdam, dass die Studenten dieses Fachbereichs zuvor eine besonders hohe Dosis Kreativität verabreicht bekommen haben und sich dadurch besonders einfallsreich zu wehren verstehen. Aufgeschreckt durch den im März vom Fakultätsrat beschlossenen „einstweiligen Immatrikulationsstop“ für das Studienfach, dem sich auch der akademische Senat anschloss, sind die künftigen Kunstlehrer online und offline in die Offensive gegangen: www.rettet-die-kunst.de heißt ihre Internet-Verteidigungslinie, die von nichtvirtuellen Protestformen begleitet wird.

Auf dem Campus am Neuen Palais versammelten sich Mittwochabend vor allem Befürworter einer studentischen Rettet-die-Kunst-Bewegung zur Podiumsdiskussion. Eingeladen war auch Wissenschaftsministerin Johanna Wanka, die aber verlauten ließ, dass sie sich in den inneruniversitären Klärungsprozess nicht einzumischen gedenke. So blieb die Bürde des Frustableiters allein beim Vizepräsidenten und Vorsitzenden der zentralen Kommission für Studium und Lehre Thomas Grünewald, denn alle anderen Anwesenden outeten sich als glühende Verteidiger des Studiengangs. Auch Grünewald sparte nicht mit Komplimenten für die scheidende Professorin der Kunstabteilung Maike Aissen-Crewett und schob die Verantwortung der Fakultät zu, die sich für eine Weiterführung oder gar den Ausbau der Fachrichtung mit einer zweiten Professur entscheiden müsse.

Für den aus Heidelberg angereisten Vorsitzenden des Bundesverbandes der Bildenden Künstler, Werner Schaub, allerdings ist das Problem nicht ohne die Politik lösbar, die sich in Gestalt der Fachministerin, aber auch des Parlaments eindeutig für den Erhalt dieses für einen qualitätvollen Kunstunterricht an den Schulen so wichtigen Studiengangs einsetzen müsse. Dass die von Sahra Dornick umsichtig geleitete Diskussion auch an Informationsdefiziten litt, erwies sich, als Grünewald auf das enorme Ausbildungspotenzial der Universität der Künste verwies und Vertreter dieser Einrichtung die Zahl der mehr als 300 immatrikulierten Lehramtstudenten durch den Fakt relativierten, dass davon in manchen Jahrgängen nur drei ihren Abschluss machen.

Wie sehr der schulische Kunstunterricht im Land unter fachfremder Ausbildung leide, erläuterte die Chefin des Kunstpädagogenverbandes Claudia Güttner. Am Ende der Veranstaltung blieb trotzdem das gute Gefühl, dass die Kunststudenten und ihr Vertreter im Fachschaftsrat Stefan Neumann mit ihrer Aktion „Rettet die Kunst“ erfolgreich sein könnten.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung vom 16.05.1008

Tamás Blénessy  [16. Mai 2008]

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