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» gender/texte/Von Lookism zu Sexism – eine kurze Strecke



Text aus dem Reader zur Ausstellung

„Sexismus in der Werbung & Anti Lookism“,

die von Dezember 2006 bis Februar 2007 im

KUZE gezeigt wurde. Dies war ein Projekt des GePo-Referats und der Ag Sexismus in der Werbung

ins Netz gestellt vom Ak GePo

Ziemlich schnell stellte sich heraus, dass die Werbung, die uns bei den Recherchen so entgegen kam,

durch die Muster erzeugt wurde und diese auch permanent wiederholt, die Anti-Lookism kritisiert.

Die Menschen darauf sind inszeniert.

Die ”fat zero“ –, Kleidung zero- und ”gutes Aussehen hat eine Norm“ – Schiene verläuft ins Endlose.

Diese Idealvorstellungen erzeugen unweigerlich Druck, selbst wenn mensch sich nicht im Zentrum des Mainstream verortet.

Das Erzeugen von Mustern geschieht überall durch Wiederholen, Zitieren und pseudoindividuelles ”Verfeinern“ aktueller Trends.

Unsere Köpfe sind bis oben hin voll mit Bildern, Vorstellungen und Reglementierungen über Aussehen, Stil, Verhalten und Rollen

der gesamten Menschheit. Die wird dann maximal in ”weiblich“ und ”männlich“ eingeteilt – reicht ja auch.

Zur Ausweitung und Erneuerung – quasi als moderne Version reaktionärer Ideen – wird die Praxis des Begriffs

Gender Mainstreaming vorangetrieben. Gender Mainstreaming ist die Praxis, auf Verwaltungsebene und bei der Organisation

von Unternehmen die unterschiedlichen Lebenssituationen von ”Männern“ und ”Frauen“ zu berücksichtigen.

Gender Mainstreaming ist eine Kampagne, um den Postfeminismus endgültig ein zuläuten. Sprüche wie

”Was habt ihr denn, ladies? Ist

doch alles schon längst super!

Frauen stehen überall als gleichwertig zu Männern da, oder haben zumindest die Gelegenheit dazu.

Jetzt hört mal auf rumzuzicken. – Ist ja typisch, aber mittlerweile einfach unnötig.“

sind wahrscheinlich schon jeder begegnet.

Warum ekelt es uns an, dass die ”Frauen“ so ”makellos“ sind und warum scheint ein in gleicher Weise dargestellter

”Mann“ eine Ab- schwächung des sexistischen Grundtons zu sein?

Der Blick in den Spiegel und die Gedanken dabei sind nicht frei von ”Lookism“ – und Normierungseinflüssen.

Genauso wenig frei davon sind die Macher_Innen der Werbungs-, Medien- und Informationsindustrie.

Da liegt sie, die Crux.

Die Strecke zwischen Sexismus und Lookism ist kurz.

”Frauen“ sind so, ”Männer“ sind so. Da fängt es an. Da fällt uns alles vor die Füße. Ansozialisierte Rollen werden

verinnerlicht und reproduziert. Optische Eindrücke werden zu allererst in gäüngige Schubladen verfrachtet.

Der Kodex vom Look der ”Frauen“ , die irgendwie puppenhaft sind, begehrenswert f ür den ”Mann“ sein wollen und

sollen, das Kostümchen für den hochdotierten Job immer bestens gebügelt haben und das Hemd f ür den einen

”Mann“ an ihrer Seite natürlich auch; ist nicht weniger massiv vorhanden als diverse, angedichtete Seinsgrundlagen

für ”Männer“ .

Auch der in der Werbung propagierte ”Mann“ muss tendenziell immer fähig sein ’mal richtig auf den Tisch

zu hauen’, selbst wenn, oder gerade wenn ”er“ den auch zu Werbezwecken erfundenen metrosexuellen Mann repräsentiert.

Der ist dann eben nicht so primitiv gesteuert; hat einen, die Zwei-Geschlechtergrenzen übergreifenden Stil;

achtet auf sein Aussehen und schminkt sich dabei vielleicht sogar. Natürlich so, dass der ”Verdacht“ schwul zu sein,

trotzdem nicht aufkommt. Normen für’s Aussehen sind Normen für’s Verhalten, für’s Sein.

Menschen sind ”Männer“ und ”Frauen“ – basta. Auf diesem Trugschluss basiert alles.

Es geht nicht darum zu sagen: die paar Menschen, die durch diese Maschen durchfallen, dürfen nicht diskriminiert werden.

Es geht darum, zu sagen: Diese Maschen sind eng und es fallen trotzdem verdammt viele da durch!

Die zwei Kategorien, die Muster, die Minderheiten, die sich als Massen glauben, das Anpassen und Wiederholen von patriarchalen,

hierarchischen Menschenbewertungen müssen durchkreuzt werden!

Maria-Anna Schiffers  [29. April 2009]

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