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» aktuelles/Exzellente Lehre zu Spottpreisen?



Liebe Studierende,

habt ihr euch eigentlich schon einmal gefragt, wie viel die Dozentin, die gerade an der Tafel den Citratzyklus erläutert oder die Geschichte des Wissenschaftsbegriffs diskutiert, für das bekommt, was sie da tut?

Lehrbeauftragte an der Universität Potsdam erhalten – wenn der Lehrauftrag überhaupt vergütet wird (es werden eine Vielzahl unvergüteter Lehraufträge erteilt!) – für die halbjährige Leitung eines Kurses im Umfang von 2SWS einmalig 540 Euro. Da Lehrbeauftragte in keinem Dienstverhältnis zur Universität stehen, haben sie keine soziale und nur eine minimale rechtliche Absicherung. Als Nicht-Mitglieder der Universität haben sie kein Wahlrecht und können somit auch keine Vertreter*innen ihrer Belange wählen. Somit sind Lehrbeauftragte de facto Billiglohnarbeiter*innen an den Universitäten.

Es stellt sich die berechtigte Frage: Warum tun sich Menschen so etwas an?

Aufgrund der Unterfinanzierung und gleichzeitigen Ökonomisierung der Universitäten sind immer mehr (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen darauf angewiesen, die für eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere unabdingbare Lehrerfahrung durch Lehraufträge zu bekommen. Dies betrifft vor allem „wettbewerbsschwache“, also von Seiten der Wirtschaft als wenig förderungswürdig erachtete Fachbereiche.

Menschen, die zum Teil jahrelang sehr erfolgreich und gerne lehren, sind somit leider in vielen Fällen darauf angewiesen, sich von Semester zu Semester erneut um eine „Lehrauftragserteilung“ zu bemühen.

Solche Zustände sind untragbar: Sie führen zu überarbeiteten und schlecht bezahlten Dozierenden, welche sich nur durch mehrere Lehraufträge parallel über Wasser halten können. Insbesondere an einer Universität, die sich durch „exzellente Lehre“ hervorhebt, sollte eine angemessene Bezahlung der Lehrbeauftragten selbstverständlich sein.

Die Initiative „Intelligenzija Potsdam“ hat hierzu eine E-Petition zur Verbesserung der Situation von Lehrenden und Studierenden an der Universität Potsdam verfasst, mit der sie sich nach Ablauf der Zeichnungsfrist am 1. März 2011 ans Brandenburger Wissenschaftsministerium wenden wird – auch du kannst das unterstützen!

Mehr Infos findet Ihr unter:

www.intelligenzijapotsdam.de

Jakob Weißinger  [9. Dezember 2010]

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