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» themen/sozialpolitik/Für eine soziale Reform des Arbeitsplatzes Hochschule – gute Studienbedingungen erfordern gute Beschäftigungsbedingungen



Prekäre Beschäftigungsverhältnisse greifen auch an den Hochschulen in Brandenburg um sich. Befristete Kettenarbeitsverträge, fehlende berufliche Perspektiven, keine angemessene Bezahlung und überbelegte Seminare sind keine Seltenheit an Hochschulen und in Forschungseinrichtungen.

Tarifvertrag als Ziel

Diese chronischen Defizite in der Qualität der Arbeitsverhältnisse beginnen bereits während des Studiums als studentische/r Beschäftigte/r in der Wissenschaft, aber auch als studentische/r Beschäftigte/r in der Verwaltung, womit Tarifverträge unterlaufen werden, und setzen sich über die Promotionsphase und die weitere wissenschaftliche Arbeit an der Hochschule bis zur Privatdozentur fort.

Gegen die schlechten Studien-, aber auch Arbeitsbedingungen im Bildungssystem haben im vergangenen Sommer in Potsdam wie auch bundesweit viele Studierende, Schüler/innen und Beschäftigte im Rahmen des Bildungsstreiks protestiert.

Die Schaffung eines Tarifvertrages und einer eigenen Personalvertretung für studentische Beschäftigte bleibt daher weiterhin unser Ziel, um die Arbeitsverhältnisse während der Studienphase sozial abzusichern, aber auch für eine höhere Entlohnung .

Wir bleiben dran und setzen uns zusammen mit den Gewerkschaften und unseren politischen Bündnispartnern weiterhin dafür ein.

Gute Studienbedingungen erfordern gute Beschäftigungsbedingungen

Prekäre Beschäftigungsverhältnisse gibt es besonders in der Lehre.

Während – trotz steigender Studierendenzahlen – die Zahl der Professor/innen in den letzten Jahrzehnten mehr oder weniger konstant blieb, wird der Mehraufwand an Seminaren und Übungen vor allem von den befristeten akademischen Mitarbeiter/innen, aber immer mehr auch durch meist unbezahlte Lehrbeauftragte geschultert.

In der grundständigen Lehre machen sich Dumpingbedingungen und Ausbeutung der zukünftigen Wissenschaftlergeneration breit. Verlässliche Berufsperspektiven mit adäquater Vergütung und ohne auf Sozialtransferleistungen angewiesen zu sein fehlen. Es herrscht die Verwaltung des Mangels im Bildungssystem. Die Finanzen und die strukturellen Bedingungen sind seit Jahrzehnten aber hausgemacht. Die proklamierte „Bildungsrepublik Deutschland“ lässt sich nicht realisieren mit Lehre zum Nulltarif bzw. streng genommen: mit Lehre auf Kosten der Lehrenden.

Um ihre Situation zu verbessern, haben sich die Lehrbeauftragten an der Universität Potsdam 2010 zu einer Aktionsinitiative zusammengeschlossen,

der Intelligenzija Potsdam ,

die auch von der Potsdamer Studierendenschaft unterstützt wird.

Sie hat auch bereits bundesweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen durch entsprechende Presseberichterstattung.

Es ist jedoch klar: Gute Studienbedingungen und gute Beschäftigungsbedingungen sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Wer gut ausgebildetes Fachpersonal für Aufgaben in Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft will, der muss bessere Studienbedingungen wollen. Und wer das will, muss auch in die Köpfe der Lehrenden investieren und ihre Arbeit wertschätzen. Er muss die Arbeitsbedingungen sozial abgesichert gestalten und in Konsequenz dessen den Arbeitsplatz Hochschule reformieren, von Grund auf und über Gruppenbetroffenheitsdenken hinweg.

„Traumjob Wissenschaft?“ – Das Templiner Manifest

„Traumjob Wissenschaft?“ Unter diese Frage hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ihre Wissenschaftskonferenz gestellt, die Anfang September im brandenburgischen Templin stattfand. Dabei entstand auch das Templiner Manifest, ein Zehn-Punkte-Papier, das im Anschluss an die Konferenz vorgelegt wurde. Es enthält Ideen für eine soziale Reform von Personalstruktur und Berufswegen in Hochschule und Forschung.

Neben zwei AStA-Referenten als Erstunterzeichner haben es bereits auch viele weitere Studierende und Mitarbeiter/innen der Universität Potsdam unterzeichnet. Der AStA der Universität Potsdam solidarisiert sich mit den Forderungen des Templiner Manifests und ruft in Zeiten der Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse an den Hochschulen Bund und Land auf, eine sozial gerechte Beschäftigungspolitik in diesem Sinne zu verfolgen.

Das Templiner Manifest kann ab sofort unterstützt werden unter:

<a href="http://www.templiner-manifest.de."

>Templiner Manifest

Der Thementext entstand unter Mitarbeit von Enrico Schicketanz, 2009/10 Referent für Sozialpolitik im XIII. AStA, Mitglied GEW-Studis und LFG Hochschule und Forschung

Malte Jacobs  [10. Januar 2011]

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