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Diplom- und Magisterstudenten: Wenn der Rauswurf droht

Einige Universitäten wollen ihre letzten Diplom- und Magisterstudenten möglichst schnell loswerden. Doch die Betroffenen wehren sich gegen den Rauswurf.

25. Juni 2011

Jana Klein ist verunsichert. Dabei weiß die junge Frau, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, genau, was sie will. An der Kölner Uni studiert sie Germanistik, Anglistik und Linguistik. Danach möchte sie Lehrerin werden. Doch Klein, die hochgradig schwerhörig ist, studiert noch auf Magister – und ist nach Ansicht der Uni nicht schnell genug. Bis zum 31. März hätte sie in allen drei Fächern die Zwischenprüfung machen müssen. Aber während sie zwei Fächer schon abgeschlossen hatte, fehlte ihr zur Anmeldung im dritten Fach ein einziger Schein. „Die Uni hat mir dann eine Frist von drei Wochen gegeben, um noch eine Hausarbeit zu schreiben“, sagt sie. „Da habe ich so eine Panik gekriegt, dass gar nichts mehr ging.“ Die Folge: Die Uni warf sie raus.

Was Jana Klein passiert ist, passiert auch anderen Studenten. Denn verschiedene Hochschulen drohen ihren letzten Diplom- und Magisterstudenten offen mit dem Rausschmiss, sollten sie nicht schnell genug fertig werden. Seit der Einführung von Bachelor und Master laufen die alten Studiengänge aus. Auslaufordnungen regeln für jeden Studiengang, ab wann Prüfungen nur noch im neuen System angeboten werden. Wie eng die Fristen sind und wie drastisch die Strafen, hängt auch vom jeweiligen Landeshochschulgesetz ab.

Neben der Kölner Uni wollen unter anderem auch die Unis in Potsdam und Münster langsame Altstudenten loswerden. Und das möglichst schnell: Denn alte und neue Studiengänge parallel zu verwalten ist nach Angaben vieler Hochschulen zu aufwendig. Bernhard Kempen, der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes und Professor an der Kölner Universität, hält dies für ein bundesweites Problem. „Das hätte abgefedert werden können“, sagt er. Die Unsicherheiten bestünden vor allem deshalb, weil alte und neue Studiengänge nicht nebeneinander fortbestehen dürften. „Die betroffenen Studierenden sind Opfer einer Stichtagsregelung und damit Kollateralschäden einer sogenannten Jahrhundertreform“, sagt Kempen. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert den Rauswurf von Diplom- und Magisterstudenten scharf. Der GEW-Vorstand für Hochschule und Forschung, Andreas Keller, fordert die Garantie, dass jeder von der Systemumstellung betroffene Student trotzdem einen Abschluss erhält. „Es sind pragmatische Lösungen gefragt.“

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Kai Gondlach  [25. Juni 2011]

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