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JUBILÄUM: In 20 Jahren an die Grenzen
Die Universität Potsdam glänzt zwar in vielen Fächern, ist aber auch mit chronischen finanziellen Engpässen konfrontiert

POTSDAM – Die Reihe der Gratulanten ist bunt. Die ehemalige Präsidentin und jetzige Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) nennt die Universität Potsdam eine Landeshochschule mit gesellschaftlicher Verantwortung – nicht zuletzt wegen der Ausbildung von Lehrern. Beim Fest Am Neuen Palais wird heute Abend auch Schlösser-Chef Hartmut Dorgerloh als Hausherr einiger Liegenschaften der Hochschule zum 20. Geburtstag Glück wünschen. Dazu gesellen sich die Präsidenten der Berliner Riesen Freie Universität (FU) und Humboldt-Universität (HU). Mit ihrem Gruß zollen sie einer jungen Einrichtung Referenz, die sich einen Rang weit über die Region erstritten hat.

Dabei galt die Gründung der Universität am 15. Juli 1991 unter dem damaligen Wissenschaftsminister Hinrich Enderlein (FDP) noch als ein politisches Abenteuer. Die Visionen Enderleins, praktisch aus dem Nichts eine Hochschullandschaft mit drei Universitäten und fünf Fachhochschulen zu schaffen, schien vielen überzogen. Später kamen Vorwürfe hinzu, die Universität Potsdam diene vornehmlich der Versorgung linientreuer Professoren der ehemaligen Pädagogischen Hochschule der DDR. Andererseits mussten 1991 den schon eingeschriebenen Studenten der DDR-Vorgängereinrichtungen ein Abschluss garantiert werden.

Heute zieht zumindest in der Politik keiner mehr die Gründung von Brandenburgs größter Hochschule in Zweifel. 20 760 junge Leute studieren hier – fast doppelt so viele wie Plätze in rund 100 Studiengängen vorhanden sind. Das ist ein Grund für Franz-Daniel Zimmermann von der Studentenvertretung Asta, dem Land Konzeptionslosigkeit vorzuwerfen. Er sieht die Universität gar als ein „Produkt des Scheiterns“ an.

Das hielt dennoch 4900 Studienanfänger in diesem Sommersemester nicht ab, sich an der Uni Potsdam einzuschreiben. Den Ruf, bloß Überlaufbecken für Berlin zu sein, legt die Hochschule ab. Um einen Platz im Studiengang „Europäische Medienwissenschaft“ balgen sich Jahr für Jahr Tausende Bewerber.

Auch in der Forschung braucht sich Potsdam nicht zu verstecken. Das Privileg vor Ort unter 16 Max-Planck-, Fraunhofer-, Helmholtz- und Leibniz-Instituten mögliche Partner zu wählen, nutzt sie aus, wie 49 gemeinsame Berufungen von Professoren zeigen. Seit Januar 2009 ist die Zusammenarbeit zwischen Universität und außeruniversitären Instituten im Forschungsnetzwerk „Pearls“ institutionalisiert. Aus ihrer Not, klein zu sein, hat die Universität Potsdam die Tugend eines klaren Profils gemacht. Ihre an naturwissenschaftlicher Methodik ausgerichteten Kognitionswissenschaften werden über Deutschland hinaus beachtet. Jüngster Beleg: Im Herbst tritt der Psycholinguist Harald Clahsen in Potsdam seine Stelle an. Er hat die Humboldt-Professur, den mit fünf Millionen Euro höchstdotierten internationalen Forschungspreis Deutschlands gewonnen.

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Kai Gondlach  [13. Juli 2011]

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