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Das wahre Ausmaß anerkennen und den Opfern ein Gesicht geben
Opferperspektive veröffentlicht neue Webseite über Todesopfer rechter Gewalt in Brandenburg

Zum 23. Todestag Amadeu Antonios veröffentlicht der Verein Opferperspektive die Webseite www.todesopfer-rechter-gewalt-in-brandenburg.de, um eine Auseinandersetzung über rechte Gewalt anzuregen, die die Opfer in den Mittelpunkt stellt und zur Neubewertung bisher nicht offiziell anerkannter politischer Tatmotive beizutragen.

Amadeu Antonio wurde am 6. Dezember 1990 in Eberswalde von Skinheads erschlagen. Er war das zweite von mindestens 28 Todesopfern rechter Gewalt im Bundesland Brandenburg. Die neue Webseite ist ein Beitrag zur Aufarbeitung der rechten Gewalt im Nachwende-Deutschland. Alle öffentlich verfügbaren Informationen über die 28 bisher bekannten Todesopfer in Brandenburg werden gebündelt dargestellt. 19 von ihnen wurden bisher offiziell nicht als Opfer rechter Gewalt anerkannt. Auf der Webseite werden Gründe für Ermittlungsfehler und juristische Fehleinschätzungen benannt und die Debatte um die Anerkennung politischer Tatmotive dargestellt. Außerdem wird auf lokale Gedenkinitiativen und positive Beispiele aus anderen Bundesländern hingewiesen.

„Wir sind davon überzeugt, dass die Anerkennung des Ausmaßes der rechten Gewalt und das Gedenken an die Opfer, die nicht nur eine Zahl in einer Statistik, sondern konkrete Menschen mit Biografien, Angehörigen und Freunden waren, wesentlich dafür sind, neonazistischem Gedankengut entgegenzuwirken,“ so Judith Porath, Beraterin für Opfer rechter Gewalt, „der größte Teil der Opfer sind Menschen, die gesellschaftlich an den Rand gedrängt wurden. Diese Ausgrenzung ist ein Nährboden für rechte Gewalt. Dagegen setzt das würdige, öffentliche und individuelle Gedenken ein deutliches Signal.“

Seit 1990 kamen in der Bundesrepublik mindestens 152 Menschen durch rechte Gewalt zu Tode. Sie wurden aus rassistischen Motiven erschossen, erschlagen, ihre Häuser angezündet, Wohnungslose wurden als „lebensunwert“ erachtet und zu Tode qequält, Punks und antifaschistische Jugendliche als politische GegnerInnen ins Koma getreten. Die tatsächliche Anzahl rechter und rassistischer Tötungen ist nicht bekannt. Wie inzwischen auch von Bundesbehörden bestätigt, muss von einem großen Dunkelfeld ausgegangen werden. Brandenburg war lange Zeit das Bundesland, in dem die meisten rechten Gewalttaten gezählt wurden. Es ist auch das Bundesland, in dem die meisten Todesopfer rechter Gewalt zu beklagen sind.

Die Webseite wird in Zukunft fortlaufend aktualisiert und ergänzt durch neue Erkenntnisse und Interviews mit Angehörigen und FreundInnen der Opfer.

Martin Grothe  [11. Dezember 2013]

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