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P R E S S E M I T T E I L U N G
des Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität Potsdam
Potsdam, den 16.10.2014

Wo Qualität der Lehre nichts mehr Wert ist

AStA der Universität Potsdam appelliert an die Landesregierung die Höhe der Hochschulmittelzuweisungen zu überarbeiten

Die Nachricht von 185 Millionen Euro freiwerdenden Bafög-Mitteln für die kommende Legislatur, ließ Hoffnung aufkeimen, mithilfe dieses Geldes bundesweit in Qualität der Lehre aufschließen zu können.
Die  Pläne von SPD und Linke hingegen, lediglich 25 Millionen Euro davon in die Hochschulen zu investieren, empfindet der AStA als Schlag ins Gesicht. Wir können dem Präsidenten der Universität, Herrn Oliver Günther, nur beipflichten, dass durch eine Mittelzuweisung von 100 Millionen Euro für die gesamte Legislatur eine nicht mal annähernde Verbesserung der Studierbarkeit an unserer Universität gewährleistet wird.
Im Gegenteil, die enorm hohe Nachfrage der Studienplätze hält auch dieses Jahr an. Es bewarben sich im Schnitt auf einen Studienplatz acht BewerberInnen, sodass die Universität derzeit 19658 Studierende betreut. Der AStA sieht in der Tatsache, dass davon nur rund 15000 Studienplätze ausfinanziert sind, ein gehöriges Dilemma, welches Handlungsbedarf auf Seiten der Landesregierung nach sich ziehen muss.

Wenn es im Koalitionsvertrag heißt: „Um eine hohe Zahl von Studierenden in Brandenburg zu haben, müssen das Studium attraktiv und die Studierneigung hoch sein“, sollte es nicht nur um Studiengebühren gehen, sondern vor allem auch genug Plätze in Lehrveranstaltungen, angemessene Unterrichtsräume und die benötigte Ausstattung in Form von Büchern, Rechnerplätzen etc. gewährleistet werden. Studierende sehen sich nicht nur von überfüllten Veranstaltungen und überlasteten ProfessorInnen bedroht, sondern müssen sich sogar massiv darum Sorgen  machen, überhaupt in den vorgeschriebenen Pflichtveranstaltungen Platz zu finden. Florian Rumprecht, Referent für Campus- und Hochschulpolitik betonte: „Angesichts der aktuellen Situation können wir nur hoffen, dass Herr Prof. Günther seinen Ankündigungen Taten folgen lassen wird und neues Lehrpersonal einstellt.“ Das dieses Vorhaben allerdings nur umgesetzt werden kann, wenn die Landesregierung die erforderlichen finanziellen Mittel bereit stellt, dürfte klar sein.

Dem Entwurf des Koalitionsvertrags ist zu entnehmen, dass die Ausgaben für Hochschulen und Forschungseinrichtungen einen Beitrag zur Ausbildung junger Menschen, zur Fachkräftesicherung und zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten sollen.
Diese Floskel wirkt fast schon zynisch. „Mit einer mangelhaften Studierbarkeit, unzureichenden Lehrangeboten und der Annahme, ein Studium sei nur erfolgreich, wenn es in Regelstudienzeit* abgeschlossen wird, bildet man gewiss keine Fachkräfte aus. Vielmehr implizieren diese Rahmenbedingungen junge Erwachsene, die nie gelernt haben, selbstständig oder gar kritisch zu denken und sich Wissen autonom nach eigenen Interessen und Bedarfen anzueignen“, betont Elisa Kerkow, Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit zudem.

Eine weitere Problematik, welche die Lebensqualität vieler StudienanfängerInnen noch immer trübt, ist die bis dato nicht gewährleistete Ausfinanzierung der Studierendenwerke, welche eine zentrale Rolle in der Hochschulpolitik einnehmen muss. Der Entwurf des Koalitionsvertrags sichert zwar reichlich unkonkret die Schaffung weiterer Wohnheimplätze zu, jedoch wirkt diese Zusage angesichts des derzeitigen Deckungsgrads von knapp 10% bei weiterhin steigenden Mieten und den Kürzungen von 1 Millionen Euro im vergangenen Jahr eher als notgedrungene Beschwichtigung.

Der AStA ist sich sicher, dass Brandenburg im „Wettbewerb um die Studierenden der nächsten Jahre“ mit diesem Koalitionsvertrag sicher nicht wie gewünscht abschneiden wird.

*Abschluss innerhalb so wenig Semester, wie durch die Studienordnung überhaupt möglich

Elisa Kerkow  [16. Oktober 2014]

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