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» leben/kulturtermine für studierende/KuZe: Remembering means fighting – Wie Auschwitz zu dem wurde was es war



Vortrag von Dr. Susanne Willems, Berlin

 

 Freitag, 27.01.2017, 19.00 Uhr

 KuZe Potsdam

 Hermann-Elflein-Str. 10

 

 Eintritt frei

 

 

Zum 27.Januar wird offiziell an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz erinnert. Die Geschichte  des Lagers, dessen  Voraussetzungen der Machtantritt der Naziregierung im Bündnis mit den Deutschnationalen am 30. Januar 1933 und der Überfall  Nazideutschlands auf Polen am 1. September 1939 waren, sind hingegen seltener das Thema der Erinnerung.

 

Die Berliner Historikerin Susanne Willems hat zur Geschichte dieses Lagers einen Text- und Bildband vorgelegt, der zum 70. Jahrestag der Befreiung in der edition ost erschien. Sie beschreibt, wie aus dem Kasernengelände im polnischen Oswiecim dieses gigantische Relais des Todes wurde.

 

Erste Überlegungen, das von der Wehrmacht requirierte Kasernengelände als Durchgangs­lager für 10.000 Gefangene zu nutzen, gab es seit Ende 1939. Nach der Übergabe des Geländes an die SS im April 1940 plante diese, Auschwitz zum KZ für 30.000 Gefangene auszubauen. Dass Auschwitz einmal einer der Orte des Völkermords an den europäischen Juden werden würde, war zu diesem Zeitpunkt jedoch längst nicht abzusehen.

 

„Die massenhafte Vernichtung von Menschen an einem Ort zu kombinieren mit der Selektion von möglichst vielen Deportierten zum Arbeitseinsatz, das ist das, was nur im Lager Auschwitz-Birkenau ab dem zweiten Halbjahr 1942 realisiert wurde.“

 

Susanne Willems zeigt auf, wie eng verzahnt die Pläne der SS mit den Interessen der deutschen Industrie waren: allen voran die IG Farben. Der weltgrößte Chemiefabrikant errichtete ab 1941 einen Werksneubau in unmittelbarer Nähe des KZ, das ihm als billigste Arbeitskräfte 10.000 Gefangene zusagte. Die IG Farben beteiligte sich durch Überlassung von Bezugsrechten für Baustoffe am KZ-Ausbau. Susanne Willems weist nach, dass die im September 1942 eingeleitete Umplanung des zweiten Lagers in Birkenau – die Realisierung des „Sonderprogramms Reichsminister Prof. Speer“ – der vollständigen Integration des Lagers in die deutsche Kriegswirtschaft diente: Auschwitz-Birkenau wurde ab Herbst 1942 zu dem Zielort der Massendeportationen der europäischen Juden, weil dieser Ort zu einer Art Drehscheibe eines europaweiten Arbeitssklavenmarktes ausgebaut wurde.

Sören Boller  [23. Januar 2017]

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