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» aktuelles/Solidarisierung mit Rasan Ali



Zur Kenntnisnahme für die Studierendenschaft bezüglich der Nichtwiederwahl der Antirassismusreferentin des XVIII. AStA der UP Rasan Ali: 

 

Liebes StuPa, liebe Listen:

im Rahmen der kürzlichen Wahl des AStAs möchten wir hiermit unseren Ärger und unsere Enttäuschung über die Nicht-Wahl von Rasan in das Antirassismus-Referat und den Umgang mit dem Referat generell ausdrücken. Wir möchten uns vor allem solidarisch mit Rasan zeigen.

Es ist und bleibt uns unklar, wie Rasan, eine beispiellos aktive Antirassistin, die Möglichkeit verwehrt wurde, die Studierenden der Universität Potsdam mittels ihrer Tätigkeit als Antira-Referentin zu vertreten. Dass das StuPa diese Entscheidung in seiner Mehrheit getroffen hat, macht wieder einmal deutlich, dass Rassismus, Sexismus und andere diskriminierende gesellschaftliche Strukturen nicht ernstgenommen, oder ausreichend hinterfragt werden. Doch gerade an der Universität, welche ein Raum der Inklusion, des Fortschrittes und der kritischen Reflexion sein soll, müssen auf diskriminierender Sozialisierung basierende Handlungen benannt werden und wir dürfen sie nicht ignorieren und dulden. Der aktuelle Rechtsruck in der Gesellschaft spiegelt sich seit geraumer Zeit auch im StuPa wieder. Umso wichtiger ist es, dass wir das Parlament dazu auffordern, sich konsequent selbstkritisch mit Sexismus, Rassismus und den Intersektionen dieser strukturellen Diskriminierungsachsen auseinanderzusetzen. Ein großer Teil an Diskriminierung geschieht ohne, dass sie uns bewusst ist. Wir reproduzieren Dinge und Strukturen, die wir nicht hinterfragen, weil wir sie als normal empfinden oder nicht sehen, woher sie kommen. Das gilt auch für die Reaktion auf und den Umgang mit marginalisierten Menschen.

Gerade für marginalisierte Gruppen wie BIPocs, Migrant*innen, Frauen, queere Menschen und weitere Personen(-gruppen)*, die tagtäglich von Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen sind (und die indiskutabel zu dieser Uni gehören!), ist die Entscheidung und auch die Enthaltung des StuPa ein Schlag ins Gesicht.

Die Anliegen vieler Studierender der Universität Potsdam werden durch Rasans Abwahl nicht mehr ausreichend vertreten werden können. Besonders besorginserregend ist hierbei die politische Kultur, die mit dieser Entscheidung einherging: Weder wurde auf Rasan zugegangen, noch ihr eine Möglichkeit geboten vor den Wahlen Differenzen zu klären. Das ist kein Zufall, denn die Vorwürfe, die wir mitbekommen haben, scheinen entweder komplett frei erfunden und haltlos – die Maßstäbe die angelegt werden sind argumentativ schwach (wie die prozentuale Anwesenheit bei Sitzungen, die angeblich Aussagekraft über die Arbeit eine*r Referent*in enthalten soll). Es ist für uns offensichtlich, dass Rasan aus antimuslimisch-rassistischen und sexistischen Gründen nicht ausreichend Stimmen erhielt und wiedergewählt wurde, unteranderem, da keinerlei inhaltliche Kritik oder Nachfragen seitens der StuPa-Mitglieder geäußert wurden, selbst als sie jeweils vor den wiederholten Wahlgängen noch einmal Rechenschaft über ihre Tätigkeiten abgelegt und ihre diesbezüglichen Arbeitserfolge präsentierte.

Ein markanter Kritikpunkt auf der StuPa-Sitzung war, dass Rasan zu aggressiv sprechen und zu keinem angenehmen Klima beitragen würde. Es kam einiges zusammen, aber diese sexistische Seite soll hier noch einmal konkret demaskiert werden: Weibliche Wut, vor allem von nicht-weißen Frauen, wird beispielsweise deligitimiert, während gleichzeitig männlicher Wut mit Selbstverständlichkeit, geradezu wohlwollend und anerkennend, begegnet wird. Frauen und Mädchen sollen ihre Wut unterdrücken. Wenn sie es nicht tun, so zeigen Studien (https://www.academia.edu/14163769/Can_an_angry_woman_get_ahead), dann wird ihre Wut Persönlichkeitsmängeln zugeordnet. Ihnen wird immer wieder eingetrichtert, dass ihre Wut nicht berechtigt, dass sie eine Übertreibung, dass sie unweiblich sei und ihnen schlussendlich zum Nachteil gemacht wird; und so zu einem Grund, nicht für das Antirassismus-Referat gewählt zu werden. Dabei ist gerade in diesem Referat Wut so bitternötig! Es wird ein Maßstab an Rasan angesetzt, den wir vor allem bei (cis-) männlichen StuPa Mitgliedern nicht gleichermaßen finden.

Rasans Einsatz für das Referat wurde mehrmals hervorgehoben und auch die beiden Referent*innen, die mit Rasan das Referat besetzten, setzten sich für sie ein, und wer kann Rasans Arbeit besser einschätzen als ihre direkten Kolleg*innen? Stattdessen muss neben dem Kampf um die Anerkennung des Referates selbst und den damit verbundene Plätzen angesehen werden, wie die Arbeit und der Wert einer aktiven, großartigen Antirassistin untergraben und abgewerten wird.

Fehlende Kommunikation, Ignoranz, Enthaltung und internalisierte Diskriminierungsmuster dürfen kein fortbestehendes Muster werden, weder im StuPa, noch im AStA.

Wir hoffen, dass diese Wahl einen Weckruf darstellt.

 

gez. XXIV. AStA der Universität Potsdam


For the attention of our students regarding the non-re-election of the anti-racism speaker of the XVIII. AStA Rasan Ali

 

Dear StuPa, dear lists,

In the context of the recent election of the AStA, we would like to express our anger and disappointment about Rasan not being elected to the anti-racism department and the handling of the department in general. Above all we would like to show our solidarity with Rasan.

It is and remains unclear to us how Rasan, an unprecedentedly active anti-racist, was denied the opportunity to represent the students of the University of Potsdam through her work as an antiracism advisor.The fact that the StuPa made this decision by its majority once again makes it clear that racism, sexism and other discriminatory social structures are not taken seriously or are sufficiently questioned. But especially at the university, which should be a space of inclusion, progress and critical reflection, actions based on discriminatory socialization must be named and we must not ignore or tolerate them. The current shift to the right in society has also been reflected in the StuPa for some time.  This makes it all the more important that we call on the parliament to take a consistent self-critical look at sexism, racism and the intersections of these structural axes of discrimination.  A large part of discrimination happens without us being aware of it. We reproduce things and structures that we do not question because we perceive them as normal or do not see where they come from.  This also applies to our reaction to and dealings with marginalized people.

Especially for marginalized groups such as BIPocs, migrants, women, queer people and other people (groups)* who are daily affected by exclusion and discrimination (and who indisputably belong to this university!), the decision and also the abstention of the StuPa is a slap in the face. The concerns of many students of the University of Potsdam will no longer be adequately represented by Rasan’s deselection. Particularly worrying is the political culture that went along with this decision: Rasan was neither ap

proached nor given an opportunity to resolve differences before the elections. This is no coincidence, because the accusations we have witnessed seem either completely fictitious and groundless, or simply weak in argumentation (such as her attendance at meetings). It is obvious to us that Rasan did not receive enough votes and therefore was not re-elected for anti-Muslim-racist and sexist reasons, among others, because no substantial criticism or questions were asked by the StuPa, even as she once again gave an account of her activities before the repeated ballots and presented the successes of her work.

A striking point of criticism at the StuPa meeting was that Rasan would speak too aggressively and would not contribute to a pleasant climate. A lot of things came together, but this sexist aspect shall be unmasked here once again: Female rage, especially of non-white women, is de-legitimized, while at the same time male rage is seen as natural, with an almost benevolent and appreciative attitude. Women and girls should suppress their rage. If they do not do so, studies (https://www.academia.edu/14163769/Can_an_angry_woman_get_ahead) show that their anger is attributed to personality deficiencies. They are repeatedly told that their anger was not justified, that their anger would be an exaggeration, that it was unfeminine and ultimately to their disadvantage; and thus to a reason not to be elected for the anti-racism department. Yet anger is so bitterly necessary in this very department! Rasan has to live up to a standard, which we do not find equally with (cis-) male StuPa members. Rasan’s commitment to the department was emphasized several times and also the two other consultants who staffed the department with Rasan stood up for her, and who can better evaluate Rasan’s work than her direct colleagues. Instead, in addition to the struggle for recognition of the department itself and the places it provides, the work and value of an active, great anti-racist has to be seen to be undermined and devalued.

Lack of communication, ignorance, abstention and internalized patterns of discrimination must not become a persistent template, neither in the StuPa, nor in the AStA.

We hope that this election is a wake-up call.

 

sgd. AStA XXIV of the University of Potsdam

Noah  [30. November 2020]

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