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WERMUTSTROPFEN DEMOKRATISIERUNG

AStA sieht Angliederung des privaten Hasso-Plattner-Institus als eigenständige Fakultät kritisch

Am 1. April 2017 ist das Hasso-Plattner-Institut als Digital Engineering Fakultät in die Universität Potsdam aufgenommen worden. Dies wurde vom Direktor des in der Fakultät aufgehenden HPI Christoph Meinel und Universitätspräsident Oliver Günther als erste private Fakultät an einer staatlichen Hochschule gefeiert. Am Status der Studierenden, die bisher am HPI eingeschrieben sind, ändert sich zunächst nichts; Hochschullehrer*innen können in Zukunft allerdings gemeinsam von Hochschule und Hasso-Plattner-Stiftung berufen werden.

Der AStA der Universität Potsdam hält die Vermischung von staatlicher Bildung und Privatwirtschaft im Rahmen der eigenen Hasso-Plattner-Fakultät für problematisch. Das ehemalige An-Institut erhält nun als eigene Fakultät innerhalb der staatlichen Uni mehr Autonomie in den akademischen Belangen. Das HPI ist privat finanziert und auch inhaltlich abhängig vom Software-Milliardär Hasso Plattner. Die demokratische Kontrolle der Universität durch ihre Gremien bezeichnet Meinel in einem Interview mit dem RBB Inforadio am 10. April dabei als „Wermutstropfen“. „Äußerungen wie die von Herrn Meinel gegenüber dem Inforadio zeigen, wie unterschiedlich die Mentalitäten von privater Stiftung und staatlicher Bildungseinrichtung sind. Die Uni hat mit der Angliederung nach der Durchsetzung der Zwangsexmatrikulationen einen weiteren großen Schritt in Richtung Ausbildungsfabrik für den Arbeitsmarkt gemacht“ so Tilman Kolbe, Referent für Campuspolitik im AStA.

Während die Geisteswissenschaften weiterhin bundesweit Kürzungen ausgesetzt sind, gewinnen die für die Privatwirtschaft wichtigen Studiengänge immer mehr an Bedeutung. Dieser Trend setzt sich mit dem größeren Gewicht des Hasso-Plattner-Instituts an der Universität Potsdam fort. „Die weitere Öffnung staatlicher Bildungseinrichtungen für die Privatwirtschaft lehnen wir ab. Wenn hier nicht frühzeitig ein Kurswechsel stattfindet, ist der Weg zu einer deutschen Günther-Jauch-Universität auch kein weiter mehr“ so Kolbe weiter.

Bildung, als öffentliches Gut, verliert an dieser Universität immer weiter an Bedeutung. Vielmehr wird sie zu einem Industriezweig, in den private Unternehmer*innen wie Hasso Plattner investieren können. Investitionen werden allerdings nur gemacht, wenn daraus unmittelbarer Profit erwartet werden darf. „Wir verstehen Bildung als menschlichen Prozess. Dessen Wert kann nur daran gemessen werden, welche Entwicklung er einer einzelnen Person ermöglicht. Die fortschreitende Privatisierung von Bildung zeugt daher von einem falschen Bildungsverständnis“, kritisiert Tilman Kolbe.

Jessica Obst  [11. April 2017]

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