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» presse/astazeitung/Neu eröffnet: Das Café Eselsohr



Seit November gibt es auch in Griebnitzsee ein studentisches Café: Das Café Eselsohr eröffnete im Keller von Haus 3. Ein Interview mit den MitbegründerInnen Lena und Urs

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung des Café Eselsohr. Wie lange habt Ihr eigentlich gebraucht, um das hier auf die Beine zu stellen?

Lena: Ich bin 2004 von der Freien Universität Berlin nach Potsdam gekommen und habe das Flair von studentischen Cafés vermisst: An der FU hat so ziemlich jede Fachschaft ein eigenes Café. Im Gegensatz dazu, schien es solche studentische Räume und einen entsprechenden Austausch hier nicht zu geben. Klar: die Mensa ist für sowas zu laut, die Bibliothek zu leise. Also habe ich mich damals an den Fachschaftsrat Politik- und Verwaltungswissenschaften und den AStA gewandt – beide sagten sofort ihre Unterstützung für ein solches Projekt zu. In  Gratis-Kaffee-Verteilaktionen begann ich dann Unterschriften zu sammeln, um einen Raum von der Uni zu bekommen. Ursprünglich wurde uns von der Uni sogar ein Raum zugesagt, im Mai 2007 wurde diese Zusage dann widerrufen. Den Neubau des Hauses 6 hier in Griebnitzsee haben wir als Chance genutzt, unsere Idee eines studentischen Cafés nochmals zu bekräftigen – schließlich gibt es diese Idee seit ungefähr sieben Jahren.

Stimmt es, das im Endeffekt die Fachschaften in Griebnitzsee auf einen Raum verzichteten?

Lena: Stimmt. Wir haben sogar den Raum im Keller von Haus 3 bekommen, der sich am besten eignet.

Lena, du hast vorhin von den vielen Cafés an der FU Berlin gesprochen. Was passiert da eigentlich in diesen Räumen?

Lena: Um es kurz zu machen: An der FU habe ich in den zwei Semestern, die ich dort studiert habe einen Haufen Leute kennengelernt. Hier in Potsdam gestaltet sich das auf dem Campus erheblich schwieriger – und ich bin nach vier Semestern an der Uni Potsdam mit weit weniger Studis in Kontakt als in Berlin.

Liegt das ausschließlich am fehlenden Raum oder auch daran, dass viele Studierende in Griebnitzsee sofort nach dem Seminar nach Berlin fahren?

Lena: Beides. Das liegt sowohl am Standort Griebnitzsee als auch daran, dass es gar keinen Raum für eine längere Unterhaltung in einem ruhigen Rahmen gibt. Selbst aus der Mensa wurde ich bis zur Einweihung der Erweiterung nach dem Essen regelrecht rausgeworfen, weil der Platz einfach nicht ausreichte. Ich musste beispielsweise, um Leute für dieses Projekt zu gewinnen, in Seminaren Werbung machen.

Im Haus 3 sitzen ja auch Lehrende. Gab es hier Reaktionen auf Eure Pläne?

Urs: Naja, einige Profs haben sich wohl hintergangen gefühlt, da sie niemand über unser Projekt informiert hat. Viele haben erst kurz vor der Eröffnung durch den Flyer vom Café erfahren und hatten die Befürchtung, dass hier eine Art Kneipe mit Lärm und Rauch entstehen würde. Wir haben ein Gespräch „unter Nachbarn“ aufgrund des Eröffnungsstress‘ nicht organisieren können und haben darauf vertraut, dass die Uni die Betroffenen eingeweiht hätte. Leider klagen die Profs auch über Raumknappheit, einige würden hier sicher ein neues Büro für MitarbeiterInnen lieber sehen.

Wer hat eigentlich die ganze Einrichtung finanziert?

Urs: Um die Finanzierung haben wir uns rund ein Jahr lang gekümmert. Wir haben Anträge an den AStA und den FSR Politik- und Verwaltungswissenschaften gestellt. Außerdem spendete eine Privatperson 200 Euro für die Ausstattung.

‚Eselsohr‘ klingt im ersten Augenblick außergewöhnlich. Wie seid Ihr denn auf diesen Namen gekommen?

Lena: Wir wollen schon klar einen Kontrast zum Uni-Alltag setzen. Hier in Potsdam läuft alles ziemlich glatt ab und da wollen wir sprichwörtlich ein Eselsohr hineinknicken. Eselsohren gibt‘s in Büchern überall da, wo etwas Wichtiges steht… Esel sind außerdem auch sehr hartnäckig, wenn es darum geht, ihren Willen durchzusetzen – das passt irgendwie zu unserer Entstehungsgeschichte.

Das hört sich ja schon fast politisch an. Habt Ihr denn auch einen politischen Anspruch?

Urs: Zunächst einmal sind wir offen für alle Studierenden. Wir wollen aber natürlich auch zum Nachdenken und Diskutieren anregen – das ist schon unser Anspruch. So zum Beispiel bieten wir hauptsächlich Bio-Produkte oder solche aus fairem Handel an.

Ihr habt jeden Tag im Vorlesungszeitraum geöffnet. Schafft Ihr das denn überhaupt?

Lena: Wir sind inzwischen acht, neun Leute, die die Öffnungszeiten abdecken. Wir freuen uns natürlich immer über neue Gesichter, die bei uns mitmachen wollen.

Das ist doch ein wunderbares Schlusswort! Ich wünsche Euch viel Erfolg und danke für das Interview!

Wollt Ihr mitmachen oder eine Veranstaltung organisieren? Kontakt zum Café Eselsohr gibt‘s per eMail an cafe-eselsohr@gmx.de

Tamás Blénessy  [8. Januar 2008]

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