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Junge Entwicklungszusammenarbeit ist das Ziel der studentischen Initiative „Young Approach“. Ein Interview mit Johannes von der Initiative

Hallo Johannes, was ist „Young Approach“ eigentlich genau?

In erster Linie sind wir ein studentisches Projekt, welches Entwicklungszusammenarbeit praktisch umsetzen möchte. Zurzeit sind fünf von uns in palästinensischen Flüchtlingslagern in Jordanien unterwegs, die vor Ort Projekte mit Kindern und Jugendlichen machen.

Das klingt ja furchtbar interessant. Lass uns aber nochmal auf die Anfänge zurückkommen. Seit wann gibt es Euch eigentlich?

Wir haben uns 2006 gegründet und waren damals alle Erstis an der Uni Potsdam. Es gibt in Deutschland überall UN-Hochschulgruppen, deren Netzwerk wir uns auch als Gründungsmitglied angeschlossen haben. Aus diesem Netzwerk, „Junges UNO-Netzwerk Deutschland (JUNON)“ genannt, gab es dann eine Menge Hilfe zum Aufbau einer funktionierenden Gruppe. Während JUNON eher theoretische Arbeit leistet, wollten wir von Anfang an etwas Praktisches im Bereich Entwicklungszusammenarbeit machen und sind dan eher zufällig auf den Nahost-Konflikt getroffen. Da wir alle Studis sind und weder Geld noch politischen Einfluss haben, kamen wir schnell auf die Idee, konkret hilfe zu leisten, in dem wir direkt mit den Flüchtlingen vor Ort arbeiten.

Und warum habt Ihr Euch dann entschieden, nach Jordanien zu fahren?

In Jordanien ist die Situation der Flüchtlinge halbwegs human und auch die Rahmenbedingungen sind sicherer als in anderen Aufnahmeländern wie zum Beispiel Libanon oder Syrien.

Was macht Ihr denn konkret vor Ort? Ich stelle mir das reichlich kompliziert vor.

Ist es aber gar nicht. Zunächst sind unsere fünf Mitglieder in die Hauptstadt Amman geflogen, wo vier von ihnen einen Sprachkurs besuchen und es auch erste Kontakte zur UN-Flüchtlingsorganisation UNRWA gegeben hat. Denen haben wir im Vorfeld unsere Projektskizzen vorgestellt und die meinten: „Kommt doch! Solange es nichts kostet…“ Seit November laufen unsere Projekte im Flüchtlingslager Jabal Al-Hussein bereits.

Was für ein Tempo! Was macht Ihr eigentlich mit den Kindern und Jugendlichen vor Ort?

Wir bieten gleich vier Workshops an: Ein digitales Zeitungsprojekt, in welchem Jugendliche eine Art Campzeitschrift erstellen, ein Musikprojekt, welches den Musikunterricht der achten Schulklasse in der Mädchenschule ergänzt, ein Sportprojekt zur Ergänzung des Sportunterichts und zu guter Letzt eine Kreativwerkstatt, zu der aktuell 27 Kinder angemeldet sind.

Und das mit fünf Leuten… Ich glaube es ist nicht aus der Luft gegriffen, wenn ich behaupte, dass eine „normale“ Entwicklungshilfeorganisation ganze Stäbe mit dieser Arbeit über Jahre beschäftigen würde. Wie lange sind Eure Leute denn noch in Jordanien?

Das Projekt in Jabal Al-Hussein ist auf fünf Monate angesetzt. Dann gehen unsere Teammitglieder noch auf eine Rundreise in Jordanien, um auch das Land ein wenig besser kennenzulernen.

Ist das ganze ein einmaliges Projekt oder habt „Größeres“ im Sinn?

Natürlich geht es uns um mehr als nur um eine einmalige Projektfahrt. Den Kindern und Jugendlichen wollen wir mit unserer Hilfe vor Allem Hilfe zur Selbsthilfe geben…

Ihr versteht das also als eine Art „Empowerment“?

Sicher. Wir wollen, dass die Jugendlichen auch nach unserer Abreise die Projekte fortsetzen und sich die eine oder andere Idee auch in andere Flüchtlingslager verbreitet. Schließlich ist der Alltag in dissen Camps oft sehr trostlos. Nicht selten verfallen die BewohnerInnen dort schon in frühen Lebensjahren eine Art Lethargie. Genau dieser wollen wir einfach Zuversicht entgegenstellen. Durch die Projekte wollen wir ja gerade, dass die Kinder und Jugendlichen eine Perspektive für sich entwickeln können – und genau das stärkt das Selbstbewusstsein und auch die Selbstständigkeit enorm.

Wollt Ihr selbst noch einmal noch Jordanien fahren?

Unser erklärtes Ziel ist es, einen regelmäßigen Austausch zu etablieren. Und wir wollen natürlich, dass soviele Leute wie möglich, die Situation vor Ort sehen und sich selbst mit eigenen Projekten bei uns und in Jordanien engagieren. Wie bereits gesagt: Wir wollen uns langfristig auch nicht auf das eine Flüchtlingslager, in denen unsere fünf Studis jetzt sind, beschränken. Dazu bauen wir neben unseren Projekten vor Ort Kontakte zu anderen Organisationen auf.

Und wie soll das Feedback in Deutschland aussehen?

Natürlich wollen wir nachdem unser jetziges Projekt beendet ist, werden wir es zunächst auswerten und dann unsere Arbeit präsentieren. Auch im Rahmen von JUNON wollen wir unsere Erfahrungen weitergeben. Ziel ist es, eine Art Leitfaden für künftige Projekte zu erstellen.

Vielen Dank für das Interview und weterhin viel Erfolg für Euer Projekt!

Mehr Infos gibt es im Internet unter www.youngapproach.de.

Tamás Blénessy  [12. Januar 2009]

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