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Text aus dem Reader zur Ausstellung

„Sexismus in der Werbung & Anti Lookism“,

die von Dezember 2006 bis Februar 2007 im

KUZE gezeigt wurde. Dies war ein Projekt des GePo-Referats und der Ag Sexismus in der Werbung

ins Netz gestellt vom Ak GePo

http://www.schoener-leben-goettingen.de/bierdeckel.htm

Begleitend zu den beiden Ausstellungen gibt es seit kurzem in der Kneipe des studentischen Kulturzentrums auch frische neue

Bierdeckel mit Comics gegen sexuelle Gewalt an Frauen.

Warum das alles?

Eine nicht unerhebliche Zahl (ca. ein Drittel) aller Vergewaltigungen nimmt in der Öffentlichkeit ihren Anfang – Gaststätten und

Kneipen gehören dazu. Nicht ungewöhnlich ist auch, dass sexuelle Belästigungen und Übergriffe zwar in oöffentlichen Räumen vorkommen,

eine Reaktion oder Intervention der anwesenden Dritten aber meist nicht erfolgt. Dies auch, wenn Übergriffe im wahrsten Sinne

offensichtlich sind.

So bleibt die allerorts geforderte gesellschaftliche Zivilcourage auch für den Bereich sexuelle Gewalt eine leere Formel. Obwohl

in der Öffentlichkeit Vergewaltigungen einvernehmlich und in aller Deutlichkeit verurteilt werden, werden konkrete Situationen,

die ein Handeln erforderlich machen (könnten), meist als uneindeutig und mit nur geringem Aufforderungscharakter erlebt. Dies

nicht zuletzt, weil übergriffiges Verhalten gegenüber Frauen nur selten von anwesenden Dritten überhaupt als solches bewertet wird.

Die heterosexuelle Matrix legt nahe, dass Frauen und Männer in ihrer angeblich ganz bestimmten Art für einander bestimmt seien

und ihre Umgangsweisen ausschließlich zu ihrer Privatsphäre gehören sollten. Sexuelle Belästigungen und Übergriffe von Männern

sowie abweisende Reaktionen der Frauen werden sogar häufig als gewöhnliches Flirtritual abgetan. Doch auch wenn übergriffiges

Verhalten als ”zu weit gehend“ erlebt wird, bleibt die Bereitschaft, sich noch während dieses Vorfalls zu positionieren und gegebenenfalls

einzumischen, in der Regel aus – manchmal vielleicht auch aus Unsicherheit.

Und wozu nun das Ganze?

Mit der Kampagne wollen wir einen Beitrag leisten, für das Thema sexuelle Übergriffe gegen Frauen in öffentlichen Räumen –

und möglicherweise folgende Vergewaltigungen – zu sensibilisieren sowie das Auftreten und die Duldung sexueller Gewalt

gegen Frauen zu reduzieren. Durch Hinweise sollen Reflektionen angeregt werden, welche Verhaltensweisen gegenüber

Frauen bereits Übergriffe darstellen (können). Daneben soll die Kampagne durch die beispielhafte Nennung von Handlungsoptionen

ermutigen und auffordern, sich frühzeitig in sexuell übergriffige Situationen einzumischen – insbesondere indem die belästigte Frau

angesprochen und ihr ggf. Hilfe angeboten wird.

Ziel ist es, in die herrschende Toleranz von sexueller Gewalt gegen Frauen zu intervenieren.

Die Kampagne spricht bewusst die klassische Rollenzuweisung ”Täter = Männer“ und ”Opfer = Frauen“ an,

obwohl sexualisierte Gewalt auch jenseits solcher Geschlechterzuschreibungen in vielfältigen Formen ausgeübt und

erfahren wird. Durch eine gezielte Konzentration auf einen wesentlichen Bereich gesellschaftlicher Realität und

durch den Verzicht auf weitere Differenzierungen soll in der vorliegenden Kampagne die Prägnanz und damit die

Wirksamkeit des Materials erhöht werden.

Indem Bierdeckel mit antisexistischem Inhalt in Gaststätten und Kneipen eingesetzt werden, können

die Themen Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe genau an diejenigen Orte gebracht werden, um die es

uns mit dieser Kampagne geht. Mit Hilfe des Comic – Designs soll sich das ernste Thema in verschiedene

Kneipenkontexte leichter einbinden lassen. Die Bierdeckel sollen irritieren, ohne zu verunsichern oder zu verschrecken.

Sie sollen Anlass für ein Gespräch zum Thema sein, ohne sich massiv aufzudrängen. Sie sollen niedrigschwellig ansprechen

ohne auf Sachlichkeit zu verzichten.

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Maria-Anna Schiffers  [28. April 2009]

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