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» presse/Hans-Otto-Theaterflat – warum wir (noch) nicht mitmachen



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Liebe Studierende der Uni Potsdam,

wie viele von euch wahrscheinlich mitbekommen haben, finanzieren die Filmuniversität Babelsberg und die Fachhochschule Potsdam ab dem Wintersemester 2018/19 für ihre Studierenden eine Theaterflat für das  Hans-Otto-Theater. Die Uni Potsdam macht bei dieser Kooperation bisher nicht mit.

In den vergangenen Wochen erschienen mehrere Zeitungsartikel zu diesem Thema, sowohl von der PNN und der MAZ, wie auch von der Studierendenzeitschrift SpeakUP. Auch haben sich Andere zu dem Thema in Form von Facebook-Posts oder Flyern, die ihr vielleicht in der Mensa bemerkt habt, geäußert. Leider sind viele dieser Kommentare einseitig verfasst oder geben zumindest nicht alle Aspekte dieses Themas wieder. Aus diesem Grund möchten wir euch ganz genau über die nicht vereinbarte Theaterflat für Studierende der Uni Potsdam aufklären.

Wir, also der AStA der Uni Potsdam, haben uns gegen diese Kooperation entschieden. Auch wir wollen Kultur in Potsdam fördern. Und damit meinen wir nicht nur Kulturangebote, die ein ausschließlich linkes Publikum ansprechen, wie uns Kritiker*innen vorwerfen. Allerdings sprachen auch nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema zum Zeitpunkt, an dem die Entscheidung gefällt werden musste, mehr Gründe dagegen, als dafür.

40.000 Euro Kosten

Der Hauptgrund waren die Bedingungen dieser Kooperation. Die Flat ist nämlich bei weitem nicht so kostenlos, wie sie beworben wird. Kostenlos wären zwar die Theaterbesuche für die Studierenden, die Kooperation selbst würde allerdings mehr als 40.000 Euro kosten. Das Angebot des Hans-Otto-Theaters sieht nämlich wie folgt aus: Das Studentenwerk Potsdam würde dem Hans-Otto-Theater pro Student*in und pro Semester 1 Euro zahlen, also bei mehr als 20.000 Studierenden über 40.000 Euro jährlich. Dafür könnten die Studierenden zwar so häufig sie wollen die Theatervorstellungen des Hans-Otto-Theaters besuchen. Der Haken – die Karten könnten erst vier Tage vor der Vorstellung reserviert werden.

Nur Restkarten für Studierende

Nun stellen sich uns die Fragen: Bei wie vielen Stücken ist der Besuch überhaupt noch möglich? Sind die Theaterstücke vier Tage vor der Vorstellung noch nicht ausgebucht? Welche Stücke sind noch frei – auch das Hauptprogramm? Wie viele Karten sind noch erhältlich? Als kleines Beispiel nehmen wir mal den 21.11.2018 um 00:00 Uhr und schauen uns an wie viele Vorstellungen in den darauffolgenden vier Tagen besuchbar sind: 3 von 10. Fünf sind ausgebucht, bei zwei fehlt jegliche Angabe, bei weiteren zwei gibt es nur noch Restkarten, und nur bei einer Vorstellung gibt es eine angemessene Anzahl an Karten. Solche Stichproben haben wir in den vergangenen Monaten häufiger gemacht und die Ergebnisse sahen meistens sehr ähnlich aus. Zudem kommt noch, dass Premieren, Gastspiele und Sonderveranstaltungen von der Theaterflat ausgenommen sind.

Insgesamt sah es also aus, als ob wir 40.000 Euro für eine studentische Theaterflat ausgeben würden, ohne jegliche Sicherheit zu haben, dass diese Flat am Ende überhaupt angemessen von Studierenden genutzt werden kann. Das Hans-Otto-Theater versicherte uns, dass es ihm nicht darum gehe, Restkarten loszuwerden. Wie das obige Beispiel zeigt, hatten wir jedoch begründete Sorge, dass es am Ende genau darauf hinauslaufen würde.

Gelder sind eigentlich für studentische Projekte vorgesehen

Argumentiert wurde in der Presse und vom Studentenwerk, dass das Angebot der Theaterflat für uns Studierende kostenlos wäre, da nicht wir, sondern das Studentenwerk die Kosten trage. Das ist so nicht richtig. Tatsächlich würde das Studentenwerk das Angebot aus den Semesterbeiträgen finanzieren, die wir jedes Semester zahlen. Wenn auch auf Umwegen, so sind es wir, die Studierenden, die die Flat bezahlen. Laut dem Studentenwerk würde das Geld nicht an anderer Stelle für studentische Projekte fehlen, da momentan ein Überschuss besteht. Aber auch das sollte keinen Grund darstellen, unbedacht viel Geld auszugeben. Das Studentenwerk sollte sich mehr Gedanken darüber machen, wie man 40.000 Euro sinnvoll nutzen könnte – nicht, wie man es am bequemsten ausgibt. Zumal dieselben Gelder dafür dienen, studentische Projekte zu fördern. Zwar werden diese Gelder bisher nicht voll ausgenutzt, doch besteht das eigentliche Problem darin, dass nur wenige studentische Initiativen wissen, dass diese Möglichkeit der Projektförderung durch das Studentenwerk existiert. Dieser Aspekt schließt eine Theaterflat mit dem Hans-Otto-Theater zwar nicht zwingend aus, sollte jedoch trotzdem mitbedacht werden.

Hans Otto kaum interessant für Studierende

Weiterhin haben wir Zweifel daran, ob das Angebot des Hans-Otto-Theaters genug auf die Interessen der Studierenden abzielt. Unserer Auffassung nach gibt es in Potsdam kulturelle Angebote, die ein interessanteres Angebot für Studierende bereithalten. Wir stimmen an dieser Stelle absolut mit dem Studentenwerk überein, dass das Kulturangebot für Studierende in Potsdam bezahlbarer und zugänglicher gemacht werden sollte. Ganz vorne in der Liste unserer eigenen Ideen steht zum Beispiel die Kooperation mit einem Kino. Kinos werden von vielen Studierenden besucht, obwohl sie sich preislich nicht sonderlich vom Hans-Otto-Theater unterscheiden, weil sie aufgrund ihres vielfältigen Angebots für Studierende attraktiver sind. Viele Institutionen erhalten zudem kaum Förderung von außerhalb, während das Hans-Otto-Theater bereits ausgiebig aus öffentlichen Mitteln bezuschusst wird. Auch wenn das Hans-Otto-Theater (laut MAZ-Artikel vom 18.11.18) die Theaterflat nicht als Subvention, sondern als kulturpolitisches Projekt, stellen 40.000 Euro eine Summe dar, die wahrscheinlich jede Kultureinrichtung in Potsdam gut gebrauchen könnte.

TL;DR

Um noch einmal zusammenzufassen: Da wir nicht die Katze im Sack kaufen wollten und der Termin für eine Entscheidung sehr zeitnah lag, beschlossen wir, der Theaterflat für die Uni Potsdam vorerst nicht zuzustimmen. Die Betonung liegt hierbei auf vorerst. Bei einer solch großen und teuren Kooperation sollte man nicht zu vorschnell und unbedacht handeln. Wir verstehen, dass das für viele der Studierenden der Uni Potsdam enttäuschend sein kann, da sie dieses und nächstes Semester noch nicht kostenlos ins Theater gehen können. Falls eine Kooperation mit dem Hans-Otto-Theater entstehen sollte, sollte sie langfristig und zu guten Bedingungen für alle Seiten angegangen werden.

Eure Meinung ist gefragt

Vorerst bitten wir um Geduld. Es ist absolut nicht unsere Absicht, euch etwas zu nehmen. Wir werden uns in den kommenden Monaten weiter mit dem Thema auseinandersetzen, beobachten wie das Angebot des Hans-Otto-Theaters aussieht, uns ansehen wie hoch die Auslastung der Theaterflat durch die Filmuni Babelsberg und die FH Potsdam war und wenn es in die nächste Runde der Theaterflat geht – also für das WiSe 2019/20 – werden wir versuchen für euch eine bessere Theaterflat auszuhandeln.

Aber ihr müsst nicht nur sitzen und Däumchen drehen – ihr könnt uns gerne helfen, indem ihr uns eure Meinung und gerne auch Kritik mitteilt. So können wir besser auf eure Wünsche eingehen. Dies könnt ihr sowohl per Mail an info@astaup.de machen, wie auch indem ihr bei unserer Umfrage teilnehmt.

 

Mit den allerbesten Grüßen,
euer AStA der Universität Potsdam

Lisa-Marie Maliga  [29. November 2018]

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