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» presse/Militarisierung der Wissenschaft wird trotz scharfer Kritik der Studierenden weitergeführt



Senat der Universität Potsdam beschließt Einrichtung des Militärstudiengangs „War and Conflict Studies“

In seiner heutigen Sitzung hat der akademische Senat der Universität Potsdam die Einrichtung des neuen Studiengangs „War and Conflict Studies“ beschlossen.

Inhaltlich unterscheidet sich der neue Studiengang wenig von dem, aufgrund seiner Erfolglosigkeit, eingestellten Programm „Military Studies“. Die sozialwissenschaftlichen Anteile wurden reduziert, sodass sich das Fach nun fast ausschließlich auf die Geschichte der Streitkräfte konzentriert. „Es ist rätselhaft, weshalb die Universität Potsdam diesen Studiengang jetzt wieder brauchen soll. Die Einstellung vor eineinhalb Jahren war eine richtige Entscheidung, da das Programm den Studierenden wenig geboten hat und zum Profil der Universität Potsdam nichts beizutragen hatte. Das war auch am Rückzug der allgemeinen Soziologie aus dem Studiengang ersichtlich. Für uns gibt es keinen Grund, ein wenig erfolgreiches Studienprogramm neu aufzulegen“, wundert sich Christin Hartmann, AStA-Referentin für Antifaschismus.

Die Studierenden haben seit mehreren Jahren Kritik an dem bestehenden Studiengang geäußert, der in Kooperation mit der Bundeswehr angeboten wird. Sie bezieht sich einerseits auf die unwissenschaftliche Aufstellung, bei der Angehörige der Streitkräfte, die hier untersucht werden sollen, selbst diese Untersuchung anführen. Damit wird keine unabhängige Konflikterforschung betrieben, sondern es fällt bereits eine Vorentscheidung für militärische Politik. René Wolf, AStA-Referent für Campuspolitik, erläutert: „Gerade jetzt, wo der Studiengang ‚Conflict Studies‘ im Namen trägt, fallen die eklatanten akademischen Defizite des Programms auf. Viele Aspekte der soziologischen und psychologischen Konflikterforschung kommen hier überhaupt nicht vor. In unseren Augen brauchen wir eine völlige Neuausrichtung des Faches, bei der zivile Lösungsmechanismen und ein echtes Verständnis von Auseinandersetzungen endlich ins Auge gefasst werden. Und wir werden nicht aufhören, das zu fordern!“

Während der Sitzung enthüllten Studierende ein Transparent in der Nähe des Senatssaals mit der Aufschrift „War starts here. Let’s stop it here!“. Eine Gruppe Studierender unterbrach die Senatssitzung, um den Senator_innen die Forderungen des AStA zu übergeben.

Didem Demir  [23. März 2016]

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