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Im Land Brandenburg werden keine KunstlehrerInnen mehr ausgebildet. Das Kunst-Lehramtsstudium an der Universität Potsdam ist abgewickelt

Potsdam – Der AStA der Universität Potsdam kritisiert die heutige Entscheidung des Fakultätsrates der Humanwissenschaftlichen Fakultät zur endgültigen Schließung des Lehramtsstudienganges Kunst scharf. Treffend formulierte Sabine Finzelberg, Mitglied des Fachschaftsrates Kunst das Motto der Entscheidung: „Wenn ich das Kaninchen angefahren habe, kann ich es auch erschießen.“

Wiederholt wurden von der Hochschulleitung falsche Tatsachen gegen eine Fortführung des Studienganges angeführt. So wurde behauptet, dass ein Studiengang nur mit zwei Professuren akkreditiert werden kann, obwohl es in Hildesheim und Hannover akkreditierte Kunststudiengänge mit nur einer Professur gibt. Auch war wieder von einem Entwurf einer Kooperation mit der Berliner Universität der Künste (UdK) die Rede, der seitens der Hochschulleitung erneut nicht vorgelegt wurde.

Der AStA meldet weiterhin erhebliche Zweifel an einer solchen Kooperation an: „Die UdK kann noch nicht einmal den Bedarf für Berlin decken. Ein Wille zum Ausbau der Kapazitäten ist dort auch nicht erkennbar“, erklärt AStA-Referent Jens Gruschka.

Beschlossen wurde hingegen ein Paket zur Einrichtung eines Teams für „empirische Bildungsforschung“. Fünf bereits vorhandene Professuren sollen in diesen Bereich umgewidmet werden – darunter auch diejenige, die den bisherigen Lehramtsstudiengang gewährleistete. So wurde die Kunst als Konzept der Vergangenheit dargestellt und das der Bildungsforschung als Modell der Zukunft. „Wenn man bedenkt, dass den Mitgliedern des Fakultätsrates das Konzept zur Bildungsforschung noch nicht einmal vorlag und trotzdem darüber abgestimmt wurde, dann ist diese Entscheidung im höchsten Maße unverantwortlich“, so Gruschka weiter.

1993 gab es an der Universität Potsdam rund 60 Didaktik-Professuren, heute sind es gerade einmal gut 20. Der AStA fürchtet nun einen weiteren Einschnitt in der Qualität der Lehramtsausbildung, wenn erneut Didaktik-Professuren für die grundständige Lehre verloren gehen. „Mit neidischen Blicken schielt die Uni-Leitung auf andere Hochschulen, die in vergangenen Jahren Millionen in der Bildungsforschung abgeräumt haben. Dass nun ausgerechnet die Universität Potsdam mit ihrer miserablen Ausstattung hier ein Glanzlicht werden soll, ist mehr als fraglich“, erklärt AStA-Vorstandsmitglied Tamás Blénessy.

Bereits die Lemmermöhle-Kommission, die die LehrerInnenbildung an der Universität genau unter die Lupe nahm, kam zum Schluss, dass ohne zusätzliche Mittel keine Verbesserungen erreicht werden können. Der AStA erinnert gern daran, dass Bildung eine öffentliche Aufgabe ist und nicht in die Hände von privaten DrittmittelgeberInnen gehört. Dies gilt umso mehr für die Ausbildung von LehrerInnen.

Tamás Blénessy  [12. Februar 2009]

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