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Der neue AStA setzt auf Offenheit und will weiter streiken: Ziele des Bildungsstreiks nicht erreicht, Demo im November geplant



Neue Gesichter. Jens Gruschka (Kulturzentrum), Mandy Joachim (Öffentlichkeitsarbeit), AStA-Vorsitzende Katja Klebig und für Kultur Mario Waschk (v.l.n.r).

Obwohl es vor dem AStA-Büro heftig stürmt, lassen sich die Referenten der Studierendenvertretung nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil, der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Potsdam hat ehrgeizige Ziele für dieses Semester. Vor allem möchten die Studierendenvertreter ihren Ruf verbessern. „Wir wollen zeigen, dass wir für alle Studierenden offen sind“, sagt Katja Klebig, die neue Referentin für Hochschulpolitik. Ihre guten Absichten wollen die AStA-Referenten anhand von zahlreichen Projekten beweisen.

Zum einen ist da die geplante Zeitung, die schon im Dezember erscheinen soll, wie Mandy Joachim stolz berichtet. Die Germanistik- und Politikstudentin teilt sich seit kurzem das Referat für Öffentlichkeitsarbeit mit Tamás Blénessy. Ausdrücklich betont Mandy Joachim, dass die Zeitung „politisch neutral“ sein werde und nicht vom AStA direkt, sondern einer Arbeitsgruppe bearbeitet werden soll. Beiträge zum kulturellen Leben an der Universität, aber auch Interviews mit allen Hochschulgruppen sind vorgesehen. Derzeit sucht die Studentin, die keiner politischen Hochschulgruppe angehört, noch Mitarbeiter für die Arbeitsgruppe. „Jeder kann uns einen Beitrag schicken“, sagt sie.

Auch AStA-Vorsitzende Katja Klebig betont nachdrücklich, dass die Studierendenschaft in Potsdam „ihren AStA“ erst richtig kennenlernen müsse. Deshalb werde es auch zahlreiche Workshops und Diskussionsrunden geben. „Die Studierenden sollen wissen, dass wir immer für sie da sind“, erklärt Klebig, die Soziologie, Politik und Philosophie studiert. Zudem sollen die Barrieren zu den Fachschaften endlich überschritten werden. „Wir müssen jetzt zusammenarbeiten“, sagt Klebig betont sachlich. Gerade wenn es um Fragen der Rahmenprüfungsordnungen gehe, könne nicht jeder einfach für sich arbeiten. Schließlich seien die Probleme sehr dringlich. „In manchen Studiengängen herrscht immer noch das Gegenteil von Prüfungsvielfalt“, sagt sie.

Die Frage nach einem weiteren Streik beantworten alle Mitglieder mit einem allwissenden Lächeln. „Unsere Ziele nach dem letzten Streik wurden noch nicht erreicht“, erklärt Klebig. Die Finanzkrise hätte die Lage zudem noch verschärft, ergänzt sie. Zwar erwarten sich die Mitglieder mehr von der neuen Regierung in Brandenburg. „Wir verhandeln jetzt auf Augenhöhe“, so Jens Gruschka, Referent für das studentische Kulturzentrum (KuZe). Trotzdem würden die Forderungen genauso hart sein wie bisher, betont er. So sei bereits eine Demonstration vom AStA und dem Streikkomitee für November geplant. Gestreikt werde jedoch wahrscheinlich erst wieder im Sommer. „Jetzt ist es zu kalt, um Zelte aufzubauen“, sagt Klebig.

Über die kulturellen Angebote für Studierende sprechen die AStA-Mitglieder allerdings lieber als über den geplanten Streik. Eine neue Offenheit will Gruschka, Student der Religionswissenschaft und Soziologie, für das KuZe erreichen. „Bei uns ist jeder Studierende willkommen“, sagt Gruschka, der die bisherigen Vorwürfe gegen das KuZe nicht mehr hören kann. Erstmals findet daher eine „Semestereröffnungswoche“ vom 19. bis 25. Oktober im Kulturzentrum statt. In Workshops von der Hausaufgabenhilfe für Flüchtlingskinder oder bei Skat-Turnieren und Konzertabenden sollen Studierende Einblicke in das KuZe erhalten.

Überhaupt weht durch das Kulturprogramm der Studierendenvertretung ein frischer Wind. Das Hochschulsommerfest soll von einem Tag auf zwei verlängert werden, wie Mario Waschk, der neue Referent für Kultur, berichtet. Um den Beliebtheitsgrad des Hochschulfestes zu fördern, können sich Studierende neuerdings in einer Internetplattform über das Fest austauschen und ihre Ideen einbringen. Zusätzlich sollen auch Studenten, die in Berlin wohnen, mehr Zeit in Potsdam verbringen. Dafür plant der Philosophie-Student unter anderem einen Filmabend in Griebnitzsee. Dort ist zusätzlich auch die Wiederbelebung des „Café Eselsohr“ vorgesehen.

„Wir wollen so ein neues Bewusstsein für das Hochschulleben schaffen“, fügt Mandy Joachim hinzu. Dafür müsse man nicht einmal politisch aktiv sein, betont sie. Die neuen Ideen der Studierendenschaft sind vielversprechend. Ob sie sich künftig in die Tat umsetzten lassen hängt allerdings auch von der Beteiligung der gesamten Studierendenschaft ab.

Quelle: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 16.10.2009

Tamás Blénessy  [16. Oktober 2009]

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