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» presse/presseschau/Demonstrationen und Aktionen der Studenten gegen Bildungsabbau (12.12., MAZ)



2.12. DEMONSTRATIONEN UND AKTIONEN DER STUDENTEN GEGEN BILDUNGSABBAU

Protestwelle erreicht Potsdam

12.12.2003, MAZ, Autor: Robert Rudolf

Mit einem provozierten Stau in Eiche und Golm begannen gestern die Proteste der Potsdamer Studenten. Die bundesweite Protestwelle gegen Kürzungen bei den Hochschulen erreichte damit auch die Landeshauptstadt. Mit einer Demonstration gegen die Bildungsmisere und einer Grundsteinlegung für eine „Alternativ-Uni“ auf dem Alten Markt endete dann der Aktionstag. Schätzungsweise 500 Studenten zogen am Abend vom Bahnhof Charlottenhof mit Trillerpfeifen, Kerzen, Transparanten durch die Stadt. Mit Sprechchören wie „Bildung für alle, und zwar umsonst“ oder „Arbeit macht krank, Arbeit macht dumm, für ein Langzeitstudium“ machten die Studenten auf ihre Forderungen nach Aufhebung der Zulassungsbeschränkung, Abschaffung der Rückmeldegebühr und Rücknahme der Kürzungen beim Studentenwerk aufmerksam. Der Veranstalter der Demonstration, Raphael Schapira vom Aktionsbündnis gegen Bildungs- und Sozialabbau war mit der Teilnehmerzahl zufrieden: „Für Potsdamer Verhältnisse ist das gut.“ Statt wie an anderen Orten im Lande die Bildung zu Grabe zu tragen, wollte die Projektgruppe „Alternativ-Uni“ mit der symbolischen Grundsteinlegung einen positiven Akzent setzen. Statt Forschung und Lehre einzig und allein an Erfordernissen der Ökonomie auszurichten, sollten kritische Reflexion und wissenschaftliche Unabhängigkeit im Vordergrund stehen.

Auf dem Platz der Einheit veranstalteten Studierende am Tag zwei öffentliche Vorlesungen. Im Humboldt-, Espengrund- und Einstein-Gymnasium wurden Studienplätze versteigert: „Wir haben den Schülern in den Pausen Studienplätze angeboten, der beste Durchschnitt bekam den Zuschlag oder ein Wartesemester“, berichtet Alice Rombach.

Ihr Ziel mit der Demonstration „Der lange Weg zur Uni – wir legen Golm lahm“ einen Stau auf der Kaiser-Friedrich-Straße zwischen den Wohnheimen und dem Campus Golm zu provozieren, erreichten die knapp 100 Studenten am Morgen. Geplant war ursprünglich, die Feststeckenden mit Flugblättern über den schleichenden Bildungsabbau in Brandenburg zu informieren und Komilitonen für das Anliegen zu sensibilisieren. „Das mit den Flugblättern haben wir einfach nicht mehr geschafft“, meinte dazu Organisator Jan Engel. Studenten, die nun zu Fuß zum Campus unterwegs waren, reagierten verärgert: „Ich habe nirgends einen Aushang gesehen, auf dem das angekündigt worden ist“, meint Christine Krafczyk. Lehramtsstudentin Hanna Neugebauer hält das Anliegen zwar für berechtigt, meint jedoch: „Ich musste heute einen Test schreiben. Das Semester ist mir wichtiger.“

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung

Frank Richarz  [12. Dezember 2003]

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