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Angst vorm gläsernen Studenten

Kommende Woche können Studierende der Uni über einen Vertrag zur Regulierung der Chipkarte abstimmen

16.01.2004, PNN, Autor: Von Jan Kixmüller

Jetzt ist sie nicht mehr aufzuhalten, die „PUCK“. Die digitale Chipkarte wird ab kommenden Sommersemester an der Universität Potsdam den Studentenausweis, das Semesterticket, Bibliotheksausweis sowie Kopier- und Druckarte ersetzen. Bei den Studierenden sorgt das Pilotprojekt, das vor allem Einsparung bei der Verwaltung bringen soll, allerdings für einiges Unbehagen. AStA-Referent Peer Jürgens musste einer Kommilitonin auf der Vollversammlung am Mittwoch erklären, was passiert, wenn sie die zehn Euro Pfand für die Plastikkarte nicht überweist: „Dann bist du nicht zurückgemeldet.“

Die Karte werde nun eingeführt, egal ob die Studierenden das wollen oder nicht. Allerdings hat der Studierendenausschuss mit der Unileitung einen Vertrag ausgehandelt, der als „eine Art Mindestsicherheit“ alle Punkte fixieren soll, die den Studierenden wichtig erscheinen. Über diesen Vertrag (siehe www.asta.uni-potsdam.de) sollen die 16 500 Studierenden der Uni in der kommenden Woche neben der Beitragsfrage für die Elfleinhöfe (PNN berichteten) in einer Urabstimmung befinden.

Peer Jürgens hatte seine liebe Not, in der Versammlung den Studierenden die Bedeutung des Vertrages zu erklären. Eine Studentin war der Meinung, wenn sie sich bei der Abstimmung enthalte, könne sie das Projekt willentlich zum Scheitern bringen. „Der Vertrag ist ein Zeichen des guten Willens seitens der Unileitung, der für uns wichtige Dinge fixiert“, erklärte er seiner Komilitonin. Und schließlich werde das Papier die Position des AStA weiter stärken. Ob der Vertrag so wie ihn sich der AStA vorstellt von der Uni gegengezeichnet wird, ist allerdings auch noch nicht geklärt. Am Mittwoch wechselten noch die Entwürfe die Seiten.

Einige Punkte in dem Papier dürften der Unileitung ein Dorn im Auge sein. So wollen die Studenten, dass bei nicht Einsenden eines Fotos keine harten Konsequenzen gezogen werden. Dies wäre eine mögliche Hintertür für alle die, die ihre Papierausweise behalten wollen. Die neu immatrikulierten Studierenden allerdings haben zum Großteil schon ein Foto eingeschickt. „Jetzt bin ich also die Dumme“, stellte eine Erstsemsetlerin überrascht fest. Der Wunsch, die alten Ausweise zu behalten, scheint unter einigen Studierenden vorhanden zu sein. Immer wieder wird der AStA-Vertreter nach Ausweichlösungen gefragt.

Trotz aller Zusicherungen und Aufklärung der Uni bleiben bei den Studenten einige Befürchtungen. So will der AStA erreichen, dass weiterhin alle Verwaltungsvorgänge – etwa die Rückmeldung – auch auf dem herkömmlichen Wege – im Büro – stattfinden können. „Zumal für die gesamte Uni nur sechs Computerterminals zur Verfügung stehen“, so Jürgens. Auch befürchtet man, dass die Karte eines Tages für Zutrittsbeschränkungen der einzelnen Fachbereiche eingesetzt werden soll. „Nicht mit uns“, postulierte der AStA-Referent, „wir treten dafür ein, dass die Universität ein öffentliches Gebäude bleibt“. Andere beschäftigt die Verbindung der Chipkarte mit der Deutschen Bank, die das Projekt sponsort. Man befürchtet, dass bei Überweisungen von anderen Geldinstituten in Zukunft Gebühren anfallen könnten. Auch die Kosten beim Einsatz für Druck- und Kopierkarte sind laut AStA noch nicht geklärt, die Unileitung hoffe bei sieben Cent zu landen.

Für die Umstellung von Papier auf Plastikausweis erwarten die Studierende zum Start des Sommersemesters zudem ein Chaos, da eine Aushändigung im März noch nicht möglich sei. Um ein Mindestmaß an studentischer Mitbestimmung bei dem Projekt zu sichern, ruft der AStA nun die Studierenden auf, für den Vertrag zu stimmen.

Urabstimmung: 19.-22. Januar, 10-15 Uhr. Neues Palais: Foyer Obere Mensa (außer 21.1.); Golm: Flur Haus 14; Gremiensitze: Flur EG Haus 1.

Quelle: Potsdamer Neueste Nachrichten

Frank Richarz  [18. Januar 2004]

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