Logo

» themen/kulturzentrum/Warum entsteht das Studentische Kulturzentrum in den Elfleinhöfen?



Aus landes- und stadtentwicklungspolitischer Sicht machte und macht es Sinn, universitäres Dasein „extra mures“ mitten in Potsdam zu verankern und die Studierenden als Motor lebendiger, krea(k)tiver Innenstädte anzusehen. Nichts beeinträchtigt die Stadträume mehr als die zeitweilige Ödnis ihrer zentralen Orte außerhalb der beschränkten Ladenöffnungszeiten und touristischen BesucherInnenströme.

Potsdam hat daher seit 1998 wiederholt die Bemühungen des AStA der Universität Potsdam, geeignete Räume für ein multifunktionales studentisches Kultur- und Beratungszentrum in der Stadt zu finden, konstruktiv und positiv begleitet.

Für die Zwecke des Studentischen Kulturzentrums (StuK) stehen bautechnisch betrachtet genügend Räume zur Verfügung, die innerstädtisch gelegen und verkehrsgünstig angebunden sind. Allerdings werden diese Räume abends in vollem Umfang und seit 1997 immer mehr für den zunehmenden Tagesbetrieb der Volkshochschule genutzt: Intensivkurse im Rahmen der gesetzlichen Bildungsfreistellung für Berufstätige, Vormittagskurse für ältere Erwachsene, Trainingseinheiten für MultiplikatorInnen, Schulungskurse für MitarbeiterInnen der Verwaltung etc. Darüber hinaus besteht ein Nutzungsverhältnis mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport zur Durchführung von Seminaren der Referendariatsaus- und LehrerInnenfortbildung.

Für die Zwecke des StuK gäbe es ebenfalls eine genügende Anzahl von Räumen, die innerstädtisch und verkehrsmäßig sehr günstig gelegen sind. Allerdings sind diese Räume durch kommunale Ausstellungen u.a. des Potsdam-Museums für Geschichte und Kunst, des Bereichs der Denkmalpflege, des Sanierungsträgers Potsdam und durch Veranstaltungen des Kulturhauses Altes Rathaus regelmäßig und über Monate hinweg intensiv gebucht.

Darüber hinaus werden die vorhandenen Raumeinheiten immer wieder für repräsentative Akte der Stadt oder des Landes, der Wissenschaft, der Bildung und Weiterbildung („Bildungsmesse“) gebraucht. Eine Verlagerung der NutzerInnen und KooperationspartnerInnen des Alten Rathauses z. B. in den neuen Nikolaisaal scheitert an der dort gebotenen Wirtschaftlichkeit, die der Betreiber nach Gesellschaftervertrag gewährleisten muss und die einen numerischen Rahmen von lediglich zehn mietfreien Veranstaltungen pro Jahr gestattet.

Eine Verlagerung der Inhalte und Ausstellungen des Alten Rathauses in das Stadthaus ist wegen der geringen Zahl freier Nutzungsfläche unmöglich. Das Haus wird als Zentrale der kommunalen Verwaltungseinheiten und als Bürgerservice der Stadt genutzt.

Eine Rücknahme der Ausstellungen zum Potsdam-Museum in die Breite Str. 8-12 ist ebenfalls geprüft worden, kann aber aus Sicht der Stadt nicht befürwortet werden, da dieses Gebäude im Rahmen der Konzentration des Museums auf klar strukturierte Häuser (Breite Str. 11-13 für Naturkunde, Benkertstr. 3 für Stadtgeschichte und – neu – der Kutschstall als Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte) aufzugeben ist.

Sie ist für einen Moment erwogen worden, würde aber das Inhaltskonzept des Hauses durchkreuzen, das gemäß den Förderzwecken touristisch orientiert ausgelegt sein muss. Mit der geplanten Dauerausstellung zur Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, mit projektgeförderten Sonderausstellungen des Potsdam-Museums, mit der Einbeziehung der Potsdam-Information ist kein ausreichender Nutzungsraum für ein StuK gegeben.

Das Konzept des auch mit Mitteln des Hauptstadtvertrages hergerichteten Gebäudes sieht eine multifunktionale Auslastung durch Kabarett und Al Globe als „Haus der Kulturen“ vor. Zur Zeit ist diese noch nicht in vollem Umfang gegeben. Der interkulturelle Konzeptansatz z. B. von Al Globe würde zudem durchaus zum Profil des StuK passen, doch beide Nutzer hätten im Anschluss an ein räumliches Miteinander letztlich keine dauerhafte Chance, ihre jeweiligen Programme in der Hauptstadt-Region in ausreichender Weise zu platzieren. Entweder bleiben die Veranstaltungen, Seminare und Foren von Al Globe „auf der Strecke“ oder das geplante StuK müsste sich mit einem bloßen „Innenstadt-Büro“ begnügen.

Letzteres ist aber nicht der innovative Ansatz der Konzeption des AStA der Universität Potsdam, der stellvertretend für alle Studierenden der Hoch- und Fachhochschulen in Potsdam nach einem zielgruppenspezifischen, außeruniversitären Begegnungs- und KulturZentrum in der Innenstadt sucht – als Ausdruck von Stadt und Land, die junge Generation in den Mittelpunkt des kommunalen Gemeinwesens zu rücken und den akademischen Nachwuchs in der Landeshauptstadt zu halten.

Auch hier fand ein Abgleich der Nutzungsziele und Inhaltskonzepte statt, jüngst erst durch STADTKONTOR dokumentiert vor dem Hintergrund des Integrierten Handlungskonzepts „Soziale Stadt“ der Potsdamer Innenstadt.

Wieder ergab sich der einleuchtende Befund, dass der Treffpunkt ähnlich dem Haus in der Charlottenstr. optimal genutzt wird, wenn seine Ausrichtung den Fokus „Kultur“ in den Dienst von altersmäßig oder situationsspezifisch klar konturierten und miteinander verträglichen Zielgruppen stellt.

Eine Mehrfachnutzung der Liegenschaft und des Gebäudes durch verschiedene Träger und auseinander strebende Nutzergruppen scheitert weniger an den Notwendigkeiten organisatorischer und räumlicher Abstimmung, sondern viel mehr an der wünschenswerten, den Verschleiß von Räumen und Häusern mindernden Identität der AktivnutzerInnen mit „ihrem Haus“, was im missgünstigen Fall dazu führt, dass weder die beabsichtigten Ziele – hier das der frühpädagogischen Begleitung von Kinder und Jugendlichen, dort die selbstbestimmten Aktionen und Programme von Studierenden für Studierende – erreicht noch die Adressaten nachhaltig gebunden werden können.

Hier fanden sich die meisten Anhaltspunkte für eine in der Sache und in den Konzepten ergiebige Mischnutzung der Gebäude sowohl durch die Abendschule Potsdam (ASP) wie durch das Studentische Kulturzentrum; nicht zuletzt, weil die ASP mit ihrem Profil des Zweiten Bildungsweges für Berufstätige eine willkommene Bildungsbrücke zur Hoch- und Fachhochschullandschaft darstellt.

Mehrere Gespräche führten zu einem Konsens der „geteilten Nutzung“: das Vorderhaus für die Studierenden der Abendschule, den früheren Schulhort im Gebäude (Eingang: Bassinplatz 5) für den AStA. Wegen der schwierigen Haushaltslage und der Hinweise der Kommunalaufsicht, das Haushaltsdefizit konsequent zu verringern, sah sich die Stadt gezwungen, die Räumlichkeiten des ehemaligen Schulhortes dem Markt zuzuführen und materiell zu veräußern.

Ein Miteinander von StuK und Abendschule im Hauptteil der ehemaligen Großen Stadtschule scheitert an den Konditionen des Zweiten Bildungsweges gemäß Brandenburgischem Schulgesetz, für die Abendschule als Abendrealschule und Abendgymnasium fachschulisch ausgerichtete und technisch monofunktional ausgestattete Unterrichtsräume vorzuhalten, die sich einer freien Nutzung durch das StuK weitgehend entziehen. Darüber hinaus führt die ASP mehr und mehr Tageslehrgänge in den Jahrgangsklassen 9 und 10 für arbeitslose junge Erwachsene durch, so dass die verfügbaren Kapazitäten gegen Null gehen.

Zwischen dem Beauftragten der Stadt für den Kulturstandort Schiffbauergasse und den VertreterInnen des AStA der Universität Potsdam fanden mehrere Beratungen statt, eine Mitnutzung der geplanten Gebäude und Räumlichkeiten auf dem Gelände der Schiffbauergasse zu prüfen.

Im Ergebnis lässt sich ein wünschenswertes Miteinander der Kulturträger der Schiffbauergasse und des StuK nicht organisieren, ohne das Konzept des Kulturstandortes Schiffbauergasse zu gefährden. Dieses definiert ein Miteinander

– von kulturaffinem Gewerbe

– von professioneller Gastronomie

– von freien und staatlichen Kulturträgern

– von Wirtschaft, Kultur und Freizeit.

Die Hineinnahme eines Studentischen Kulturzentrums ginge zu Lasten der Bündelung der vorhandenen Kulturträger und Einrichtungen an einem Ort (Umzug T-Werk in die Schiffbauergasse) oder zu Lasten der Gastronomie- und Gewerbefläche, die wiederum als ökonomisches Plus dringend benötigt wird, um die Folgekosten der Freien Träger gering zu halten.

Zeitweise hat die Stadtverwaltung auch außerhalb der Innenstadt gelegene Räume und frei werdende Häuser geprüft, so die Möglichkeit einer kooperativen Nutzung der im Juni 2001 wieder eröffneten, aus Mitteln der Sozialen Stadt umgebauten ehemaligen KITA II am Stern.

Bei näherer Betrachtung der betriebswirtschaftlichen Refinanzierung des kommunalen Anteils der geleisteten Investitionen ergab sich eine Quadratmetermiete von rund 7,00 EUR (warm), eine Größenordnung etwas außerhalb der finanziellen Ressourcen des AStA. Die Stadtverwaltung hat einen Teil der Volkshochschule Potsdam und des Jugendamtes in den Stadtteil verlagert, um zusammen mit der Zweigstelle der Stadt- und Landesbibliothek für Drewitz, Kirchsteigfeld und Stern die öffentlichen Grundfunktionen kommunaler Dienstleister wahrzunehmen.

Parallel zu den Prüfungen und Analysen der Fach- und Geschäftsbereiche der Stadt Potsdam hat der damalige Oberbürgermeister Matthias Platzeck nach mehreren Gesprächen mit den AStA-VertreterInnen verschiedene Wege ausgelotet, das Projekt „StuK“ für die Hauptstadt des Landes Brandenburg zu befördern.

Die Elflein-Höfe stellen ein innerstädtisches Kleinod dar, in naher Verbindung zu den Universitätsgebäuden von Sanssouci und zu den zentralen Plätzen der Stadt, und bieten mit ihrer offenen Vielfalt (SEKIZ, Offener Kunstverein) eine gute Projektbasis.

Quelle: Projektförderantrag an das Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr, Stand Juli 2003

Frank Richarz  [12. Januar 2004]

« zurück zur letzen Seite | zum Seitenanfang