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» gender/Hintergründe zum Referat Geschlechterverhältnisse



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Im Gegensatz zu den ehemaligen Referentinnen verwenden wir den Begriff „Geschlechterpolitik“, da die alte Bezeichnung des Referates lediglich auf die strukturellen Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern rekuriert, wir jedoch ein breiteres Themenspektrum ansprechen möchten. Zum einen möchten wir uns kritisch mit der hegemonialen Geschlechterpolitik auseinander setzen, welches am besten mit dem Begriff „Geschlechterpolitik“ transportiert wird. Weiterhin geht es uns darum, die Einteilung von Menschen in zwei Geschlechter zu kritisieren und aufzuzeigen, dass die Zweigeschlechtlichkeit der Realität nur bedingt gerecht wird. Die Frage, warum Menschen überhaupt in (zwei) Geschlechter eingeteilt werden müssen, ist dabei weiterhin zentral.

Aber noch immer kann von der Gleichstellung der beiden gesellschaftlich anerkannten Geschlechter nicht die Rede sein. Wenn wir uns also mit dem Thema Geschlechterpolitik beschäftigen, so geht es uns auch darum, aufzuzeigen, was es in unserer Gesellschaft heißt, als männlich oder weiblich definiert zu werden. Gerade weil Menschen sich noch immer selbst ein Geschlecht zuordnen und zugeordnet bekommen, kann unserer Meinung nach nicht vernachlässigt werden, wie die Lebensrealität in einem dieser Geschlechter aussieht und wie ungleich die Chancen noch immer verteilt sind.

In diesem Jahr ist es uns wichtig, die spezifischen Umstände und die Status von Migrantinnen, women of colour, transgender, intersex und queer als Themen aufzugreifen, da sie noch immer nur eine Randnotiz in den Diskussionenbilden. Eine Berücksichtigung dessen ist jedoch unabdingbar. Der Begriff Geschlechterpolitik stellt somit nach unserem Verständnis eine erweiterte Begrifflichkeit dar, die es uns ermöglicht, eine umfassendere Debatte zu führen.

Ein weiteres Arbeitsfeld eröffnet sich mit der Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit an der Universität: Angesichts der Tatsache, dass ca. 57 % der Studierenden an der Universität Potsdam weiblich sind, äußern einige Frauen an der Uni, dass eine Gleichberechtigung doch gegeben sein müsste. Wir sind der Meinung, dass auch mit einem relativ ausgewogenen Anteil von Frauen und Männern unter den Studierenden, nicht automatisch eine Gleichstellung oder gar Gleichberechtigung eintritt.

Die Verhältnisse in Lehre und Forschung haben sich im letzten Jahr ebenso wenig geändert, wie es immer noch ein konstant schwaches Lehrangebot zu den Themen Gender, Queer und Frauenforschung an der Universität gibt; trotz des Lehrstuhles für „Frauenforschung und Soziologie der Geschlechterverhältnisse“ und das nach einem Jahr endlich gestartete Zertifikatsstudium „Interdisziplinäre Geschlechterstudien“. Dieser Erfolg ist dem Engagement der ehemaligen Referentinnen und der Professur für Frauenforschung und Soziologie der Geschlechterverhältnisse zu verdanken. Da das Konzept ein Magister-Nebenfach zum Ziel hatte und dies erst einmal reichen musste, kann das aus unserer Sicht jedoch nicht ausreichen, da diese Lösung nur in einer unveränderten Finanzierungssituation zustande gekommen ist. Es gilt hier weiterhin, darauf hinzuarbeiten, personelle Kapazitäten zu vergrößern und finanzielle Ressourcen frei zu machen.

Wir möchten unsere Arbeit dennoch nicht nur auf das Feld der Hochschule beschränken. Wir denken, die Thematik von Geschlechtlichkeit ist ein so breites Feld, dass es allen Menschen als Teil einer Gesellschaft zugänglich gemacht werden sollte. Daher werden in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat im Rahmen der Montagskultur eine Veranstaltungsreihe zu den Themen domestic violence, Gewalt im allgemeinen, Diskriminierung und Rassismus gegen die PeerGroups, die wir vertreten stattfinden, die allen Interessierten einen Einblick ermöglichen, sowie die Möglichkeit zur inhaltlichen Diskussion geben sollen. Wir werden nicht allen Aspekten gerecht werden können. Aber wir können zumindest versuchen ein Bewusstsein für ihre gesamtgesellschaftliche Bedeutung zu wecken. Wir hoffen auf eine Rege Teilnahme eurerseits!

Über die Planung unserer Projekte werden wir euch auf dieser Homepage auf dem Laufenden halten.

Natürlich sind wir auch für Anregungen, Kritik und Kommentare jeglicher Art jederzeit offen und hoffen auf Resonanz eurerseits.

Jan Glogau  [18. Oktober 2004]

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