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Eine Möglichkeit, nachhaltige Politik an der Universität zu verankern

Kostenoptimierung und Umweltschutz sind keine Gegensätze

Nachhaltigkeit – Ein oft benutzter Begriff, wenn es darum geht, kommenden Generationen eine nicht allzu geschundene Welt zu übergeben. Eine Welt, in der die Möglichkeiten zukünftiger Erdbewohnerinnen nicht schon von vornherein durch Taten unserer Generation eingeschränkt sind.

Vielleicht haben diese zwei Sätze ja bereits die eine oder andere Leserin vergrault, weil sie jetzt eine Abhandlung zum Thema „Umweltschutz ist wichtig“ erwartet. Nicht dass ich der Aussage widersprechen möchte, aber mein Anliegen ist ein Anderes, hoffentlich Überzeugenderes.

Es geht darum, ein Konzept vorzustellen, dass den Energie – und Stoffumsatz unserer Uni erheblich senken könnte, denn das der nicht im Optimum liegt, ist leicht einzusehen: unzureichende Mülltrennung, Heizen bei geöffneten Fenstern, tropfende Wasserhähne, keine umweltgerechte Büroausstattung, ineffektive Raumnutzung im Winter, nicht flächendeckend Leuchtstoff – oder Energiesparlampen, … . Mit ihren knapp 16500 Studierenden ist unsere Uni im Hinblick auf Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen einem mittleren Wirtschaftsunternehmen vergleichbar. Tagtäglich werden Hunderte Buchseiten auf weißes Frischfaserpapier kopiert, landet ein großer Anteil an Papier und Verpackung im Restmüll und werden immer noch Toiletten ohne Spartaste benutzt; weil kein Recyclingpapier zur Verfügung steht, keine Mülltrennung angeboten wird und noch immer veraltete Sanitäranlagen existieren.

Leider liegen an vielen Universitäten Umweltaspekte in dezentraler Verantwortung: So sind auch bei uns für den Bereich Wasser und Abwasser andere Mitarbeiterinnen zuständig als für Energie oder Beschaffung und für Sicherheitsabfälle wieder andere als für den Büromüll. Lösungen von Einzelproblemen erhalten dadurch nicht die verdiente Aufmerksamkeit; es fehlt an Koordination und Interdisziplinarität. Mit einem Umweltmanagementsystem (UMS) ließen sich Maßnahmen wie Energieeinsparung und Abfallminderung gezielt planen und umsetzen, ohne an einer unklaren Zuständigkeit oder der Aufsplittung von Verantwortungsbereichen zu scheitern.

Die Idee eines UMS an Universitäten ist nicht neu, die Ansätze zur Umsetzung so vielfältig wie die Hochschulen selbst. Ein an der Osnabrücker Universität entwickeltes Umweltmanagement – Modell ist auf andere Hochschulen übertragbar und besteht u.a. aus folgenden „Bausteinen“:

1. Erarbeitung von Umweltleitlinien (ULL): sie stellen die „Umweltpolitik“ einer Hochschule dar und bilden einen verbindlichen Handlungsrahmen (Verabschiedung im Senat)

2. Durchführung und Auswertung einer Ökobilanz: die Stoff – und Energieflüsse der Uni werden analysiert und Schwachstellen offengelegt

3. Aufstellen von Umweltzielen: nach Bekanntwerden der Schwachstellen, werden konkrete Ziele festgelegt und im Senat verabschiedet

4. Erstellung eines Umweltprogramms zur koordinierten Umsetzung der Ziele

Im letzten Semester wurden bereits die Umweltleitlinien der Universität Potsdam im Senat verabschiedet. Der nächste Schritt wäre eine umfassende Ökobilanzierung. Dass dafür nur ausreichend Interesse vorhanden sein muss, hat die Uni Oldenburg gezeigt: Die dortige Ökobilanz wurde von Studierenden initiiert und geplant und unter Betreuung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters durchgeführt. Diese Variante bietet die Möglichkeit praxisorientiert und interdisziplinär zu Lernen und ist im Vergleich zur Beauftragung einer externen Beraterin für die Hochschule kostengünstiger. Der nötige Aufwand darf allerdings nicht unterschätzt werden; außerdem sollten möglichst viele Hochschulangehörige mit einbezogen werden und ökologische Verantwortung für den eigenen Bereich übernehmen. Öffentlichkeitsarbeit und vor allem Mitarbeiterbeteiligung haben große Priorität, denn die Motivationsstärke für ein bestimmtes Verhalten hängt zum einen von der Wünschbarkeit des Ergebnisses, zum anderen von der Wahrscheinlichkeit ab, mit der das gewünschte Ergebnis eintritt.

Sobald konkrete Maßnahmen feststehen, werden für das Verwirklichen der gesetzten Ziele verantwortliche Koordinatorinnen benötigt. Zentrale Koordinationsstelle an der Uni Hamburg ist das „Umweltteam“, bestehend aus Studierenden, den Umweltbeauftragten der einzelnen Institute, Rektorat, Interessierten und weiteren Aktiven (Profs, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen), die sich bei ihren Treffen um gegenseitige Wissensvermittlung, Informationsaustausch und Diskussion bemühen. Bei den Zusammenkünften werden Vorschläge gemacht, Prioritäten gesetzt und Aufgaben verteilt. Eine derart „bunt“ zusammengesetzte Arbeitsgruppe ermöglicht eine hohe Effektivität, da der Informationsfluss zwischen den einzelnen Instituten und Bereichen gefördert wird und jeder stärker integriert wird als bisher.

Wer sich jetzt noch fragt, wie denn nun welche Vorteile aus einem UMS gezogen werden können, dem sei gesagt:

  • es ermöglicht einen sparsameren Verbrauch von Rohstoffen und deren Erhaltung für die Nachwelt
  • die Universität kann bei tendenziell steigenden Preisen für Abwasser und Energie ihre Kosten senken
  • sie gewinnt an Attraktivität vor allem für ökologisch interessierte Studierende
  • gleichzeitig erhält unsere Uni ein gutes Image in der gesamten Öffentlichkeit (Problemfall Anwohner)
  • nicht zuletzt trägt sie als Lehr – und Forschungsanstalt die gesellschaftliche Verantwortung, junge Generationen in einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und Umwelt auszubilden

Das Ökologiereferat sieht sich verpflichtet, den Anstoß zu geben, die durch den Universitätsbetrieb entstehenden Umweltbelastungen zu minimieren. Da dafür mehr als nur wenige Einzelpersonen notwendig sind, sollten sich alle, die kreative Vorschläge und Ideen anbieten, oder anderweitig mit dem Ökologiereferat zusammenarbeiten wollen, bei mir melden.

Mehr Informationen zum Thema UMS findet ihr im Internet unter www.eco-campus.net

Anja Prüfert  [14. Oktober 2004]

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