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Fachschaftsräte reden über Erfolge und Probleme studentischer Basisarbeit
„Mein größter Erfolg bei der Fachschaftsratsarbeit?“, überlegt Dorothee Andres vom Fachschaftsrat (FSR oder FaRa) Bio-, und Chemie- und
Ernährungswissenschaften, „vielleicht die Podiumsdiskussion zu
Belegpunkten an der naturwissenschaftlichen Fakultät. Da haben auf
einmal auch nicht engagierte Studierende und Lehrende mitdiskutiert.“
Andere Fachschaftsratsmitglieder nennen erfolgreiche Traditionsprojekte
wie die Zeitung „Die Quelle“ des FSR Geschichte oder die etablierte
Literaturnacht des FSR Romanistik.
An der Uni Potsdam gibt es entsprechend der Satzung der
Studierendenschaft dreißig Fachschaften. Jede hat inzwischen einen
Fachschaftsrat gegründet, der ihre Interessen vertritt. Manche sind fest
verankert und organisieren traditionsreiche Projekte. Andere befinden
sich noch in eine (Wieder-)Gründungsphase, wie zum Beispiel der
Fachschaftsrat Arbeitslehre/Technik: „Wir haben zuerst einmal versucht,
den FaRa in unserem Institut wieder zu etablieren. Ich denke, dass uns
das ganz gut gelungen ist. Es gibt wieder ein aktuelles FaRa-Brett, die
Studierenden wissen, an wen sie sich wenden können. Wir sind ansprechbar
bei Problemen mit Dozenten und Dozentinnen“, erklärt Antje Kurzmann
(FaRa Arbeitslehre/Technik).
Wie fast alle hat der Fachschaftsrat Politik/Verwaltung sich der
Betreuung der Neuimmatrikulierten angenommen. „Unsere
Erstsemester-Einführungswoche liegt nun hinter uns und war ein voller
Erfolg, haben wir doch diesmal auf kleine Tutorien gesetzt“, erzählt
Benjamin Heese von seiner Arbeit.
In letzter Zeit war die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge
ein großes Diskussionsthema. Die Fachschaftsräte haben die Gelegenheit
genutzt, sich über die Inhalte ihres eigenen Studiums Gedanken zu
machen, um es für nachfolgende Studierende sinnvoller zu strukturieren
und gesellschafts- und wissenschaftskritische sowie praxisorientierte
Anteile in der Studienordnung festzuschreiben. Der Fachschaftsrat
Mathe/Physik bemüht sich zum Beispiel um eine Vorlesung zur Geschichte
der Physik, welche die „objektiven“ physikalischen Gesetzmäßigkeiten aus
einem historischen Blickwinkel kritisch beleuchten soll. Der
Fachschaftsrat Bio-, Chemie- und Ernährungswissenschaften gibt schon
seit langem ein eigenes kommentiertes Vorlesungsverzeichnis heraus.
Dadurch wurde bereits die Qualität so mancher Vorlesung positiv beeinflusst.
Die Fachschaftsräte koordinieren sich untereinander in der Versammlung
der Fachschaften (VeFa). Die VeFa legt die Verteilung der
Fachschaftsgelder fest, immerhin ein Drittel der Beiträge für die
studentische Selbstverwaltung. Doch das Zusammenspiel der
Fachschaftsräte klappt bisher nicht so richtig. So mangelt es auf
Fakultätsebene an gemeinsamen Absprachen mit den studentischen
Fakultätsratsmitgliedern. Viele Fachschaftsräte kämpfen unabhängig
voneinander um ein exklusives Vorschlagsrecht für die studentischen
Sitze in den Institutsräte und -kommissionen. Bisher läuft deren
Besetzung oft überpersönliche Kontakte der Professorinnen und
Professoren und damit sehr undemokratisch und intransparent.
Der VeFa-Präsident Jan Engel weist darauf hin, dass auch die Kooperation
mit der zweiten Säule der studentischen Selbstverwaltung, dem
Studierendenparlament und dem AStA mangelhaft sei. Das neu geschaffene
AStA-Referat für Fachschaften möchte hier Abhilfe schaffen und den
Kommunikationsfluss zwischen den Aktiven der Studierendenschaft verbessern.
Es ist oft schwierig, sich gegen die professorale Übermacht in den
Gremien zu behaupten und sich trotz des steigenden Studiendrucks noch
nebenher für die Studierendenschaft zu engagieren. Dennoch ist dies für
eine Universität in gesellschaftlicher Verantwortung unerlässlich. „Das
geht nur, wenn die Arbeit von mehreren Schultern gestemmt werden kann,
dann macht es auch Spaß“, meint Heiko Tholen vom FSR Psychologie.
Ute Rühling [15. Oktober 2004]
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