Logo

» presse/astazeitung/Bachelor-LehrerInnen braucht das Land (az09)



Was in der Werbung für den Lehramt-Bachelor nicht gesagt wurde

Die Uni-Leitung, vor allem Frau Prof. Haßler, die Prorektorin für Lehre und Studium, wird nicht müde, den Druck zum Wechsel in die Lehramt-Bachelor-Studienordnungen zu erhöhen. Der vorläufige Höhepunkt wurde durch einen Standpunktsartikel in den Potsdamer Neuesten Nachrichten markiert, als Frau Prof. Haßler erneut den Prozess zur Umstellung auf Bachelor- und Master-Ordnungen beschrieb, hier jedoch merkwürdigerweise durchgängig und fast ausschließlich Vorteile zu erkennen glaubte.

Das Referat Lehramt sieht ebenfalls, dass der Übergang hin zu Bachelor- bzw. Master-Ordnungen wegen der Bestimmungen im Brandenburgischen Lehrerbildungsgesetz nicht zu verhindern sein wird. Wir wollen jedoch nicht verschweigen, welche Risiken und Hindernisse der Weg bringt, den die Uni-Leitung mit einer überstürzten Einführung (gepaart mit immensem Druck auf Studierende wie Lehrende) gewählt hat.

Vor einigen Jahren, lange vor der Zeit von Bachelor- und Master-Besessenheit, beschloss man, die Lehramtsfächer (ebenso wie Diplomfächer) zu modularisieren. Diese Studienreform, gedacht zur Modernisierung der Lehre, scheiterte, da meistens lediglich die schon in alten Studienordnungen festgelegten Kurse in Module zusammengefasst wurden, ohne die eigentlichen Studienanforderungen zu überdenken und anzupassen. Es führte letztendlich dazu, dass Fächer sich aus dem Prozess der Modularisierung wieder verabschiedeten.

Der Bachelor und Master (bzw. ihre Ordnungen) basiert nun ebenfalls auf Modularisierung. Seine Einführung für das Lehramt brach mitten in die Debatte um Sinn und Unsinn von modularisierten Veranstaltungen. Anstatt an dieser Stelle den bereits begonnenen Prozess der Umstellung behutsam weiterzuverfolgen, wurde den Fächern quasi die Pistole auf die Brust gesetzt: Innerhalb eines halben Jahres sollten sie fertige, modularisierte Bachelor-/Master-Ordnungen vorlegen. Das Resultat kann sich wahrlich sehen lassen: Nach diesem Zeitraum existierte keine einzige gültige Ordnung.

Grundlage für die Einführung von Bachelor und Master ist eine Erprobungsklausel im Brandenburgischen Lehrerbildungsgesetz. Um Chaos infolge der Erprobungsklausel zu verhindern, beschloss der Senat der Uni Potsdam, dass Immatrikulationen erst mit gültigen Bachelor-Ordnungen vorgenommen werden können. Frau Prof. Haßlers Aussage („der schwerwiegende Systemwechsel […] hat in diesem Semester tatsächlich begonnen“) ist also eine klare Unterwanderung des Senatsbeschlusses. Die Darstellungen (unter anderem von Frau Prof. Haßler auf der zentralen LehramtserstsemestlerInnen-Einführungsveranstaltung in Golm), man solle schon wie im Bachelor-Studium studieren, stehen ebenso in klarem Widerspruch zur Senatsentscheidung. Die Aussage (inzwischen von der Uni-Leitung zurückgenommen), man würde keine Rücksicht mehr auf Studierende mit Ziel Staatsexamen nehmen, stand nicht nur im Gegensatz zum geltenden Recht, sondern ist auch taktlos bis erpresserisch.

Auf der Parallelspur wurde der Druck auf die Fächer, Ordnungen zu erstellen, erhöht. Bisher jedoch nur mit mäßigem Erfolg, offenbar erkennen die Fächer durchaus, dass Studien- und Prüfungsordnungen besser nicht mit der heißen Nadel gestrickt werden sollten, schließlich sind sie nicht nur ein paar Monate von Belang und entscheiden nicht unmaßgeblich über das Studium.

Nicht zuletzt ist beim Bachelor of Education (BaEd) einiges unklar. Ziel der Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse war es, internationale Vergleichbarkeit zu erreichen. Nun ist aber gerade der BaEd nicht international anerkannt, weil er eine deutsche Erfindung ist. Egal, könnte man meinen, er soll ja „bloß“ zum Lehrer in Deutschland qualifizieren. Genau das aber leistet der BaEd auch nicht: Laut den Ordnungen der Fächer qualifiziert er zu einem Beruf außerhalb des Lehramts! (Das lasse man sich am besten bei einer Tasse Tee auf der Zunge zergehen.)

Das Argument hierfür war, dass den Lehramtsstudierenden nach Abschluss mit BaEd ermöglicht werden soll, ein Master-Fachstudium in einem ihrer Fächer aufzunehmen. Nach Aussage von Frau Prof. Haßler in den PNN würden viele Lehramtsstudierende ein solches Studium aufnehmen, ohne eigentlich LehrerInnen werden zu wollen. Dieser gedankliche Ansatz ist fragwürdig, denn mit der gleichen Begründung sollte man auch einen Grundkurs Rasenpflege oder Ticketverkauf mit in den Pflichtstudienplan aufnehmen. Man weiß ja nie, was wird… Fragwürdig an diesem Ansatz ist aber vor allem, ob ein BaEd tatsächlich zu einem Master-Fachstudium qualifiziert. Hier wird eine eindeutige Positionierung der Uni-Leitung – verschriftlicht in den Ordnungen – schmerzlich vermisst. Die Master-Muster-Ordnung drückt sich in diesem Punkt sogar gegenteilig aus!

Auch eine deutschlandweite Vergleichbarkeit ist mit dem BaEd nicht gegeben. Jede Uni verfolgt ihr eigenes Konzept, jeder BaEd hat je Fach und Uni eine eigene Ausgestaltung.

Egal, wie man dem „normalen“ Bachelor (d.h. dem „Vordiplom-Ersatz“) gegenübersteht, der BaEd ist einfach schlecht durchdacht: Die Fächer sind nicht aufeinander abgestimmt, aber der BaEd setzt starke Reglementierungen, was wann zu absolvieren ist. Die Uni Potsdam ist gesetzlich verpflichtet, die Studierbarkeit in Regelstudienzeit sicherzustellen Wie will sie garantieren, dass man trotz Studiums an mehreren (Regelfall: 3) Standorten, mit zu Modulen zusammengepressten Lehrveranstaltungen und ohne zeitliche oder verkehrstechnische Abstimmung den BaEd nach 6 Semestern bekommt?

Grundlage für ein ordentliches BaEd-Studium wäre ein gesicherter allgemeiner Rahmen. Dieser existiert jedoch leider noch überhaupt nicht, das kümmert die Uni-Leitung aber nicht; die Fächer sollen schon einmal die Details ausarbeiten. Wie soll das gehen? Wenn Frau Prof. Haßler dies als „produktive Unruhe“ empfindet, könnte das eine Fehlwahrnehmung sein. Wie ist sonst zu erklären, dass sich Fächer dem Prozess der Umgestaltung verweigern, bis die Hausaufgaben erledigt wurden und endlich Transparenz herrscht? Nicht einmal der Rahmen für den erziehungswissenschaftlichen Pflichtteil war bis Anfang Oktober klar (zur Erinnerung: Oktober = Semesterbeginn). Auch das verpflichtende Praxissemester im Master-Studium ist noch vollkommen ungeklärt – ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Fächer und damit die Studierenden. Auch fehlt uns – neben einer mündlichen Zusage (wie bindend diese ist, kann sich jeder vorstellen) – die klare Positionierung der Uni-Leitung in Fragen des Master-of-Education-Zugangs (MaEd): Wenn die Uni-Leitung es schafft, dem Ministerium zu diktieren, wie studienbegleitende Prüfungen auszusehen haben, wieso schafft sie es nicht, einen unbeschränkten MaEd-Zugang nach BaEd (UP) gesetzlich garantieren zu lassen (oder will sie es nicht schaffen)?

Frau Prof. Haßler behauptete sinngemäß in den PNN, der BaEd mit seinen studienbegleitenden Prüfungen bedeute, nun würden die Studierenden endlich einmal durchgängig Leistung zeigen müssen. Damit wird impliziert, bisher wären alle Studierenden und Lehrämter (als ehemalige Studierende) unfähig oder faul oder hätten bisher nichts leisten müssen. Dies zeugt nicht nur von Realitätsferne, sondern auch von Respektlosigkeit. Wenn unterstellt wird, man würde nichts in Kursen tun, für die man keine Prüfung ablegt, hat man wohl das falsche Lehrkonzept. Merkwürdig ist auch, dass die Uni-Leitung nicht schon viel früher auf das vermeintliche Defizit hingewiesen hat. Vielleicht war es gar nicht existent, sondern ist nur ein vorgeschobener Grund?

Wird dem AStA von Frau Prof. Haßler vorgeworfen, er würde verlässlich Chaos erzeugen, so hat dies zwei Seiten. Zum einen freut uns, dass Frau Prof. Haßler uns für verlässlich hält. Zum anderen bedauern wir, dass Frau Prof. Haßler die Äußerung, es würde sowohl Gründe für den Wechsel zum BaEd als auch dagegen geben, als einseitig empfindet. Offenbar hält sie ihre knapp 3/4-stündigen Erstie-Begrüßungs-(!)-Äußerungen zu den Vorteilen vom Wechsel hin zum BaEd für ausgewogen. Anschlussgespräche mit den Studierenden – sowohl nach ihrer Rede als auch nach einigen Facheinführungsveranstaltungen – haben einen entgegengesetzten Eindruck hinterlassen.

Frau Prof. Haßler erwähnt lobend die Fachschaften und Dozenten, die jetzt versuchen, die Ordnungen bestmöglich umzusetzen. Wir möchten diesen ebenfalls danken, dass sie unermüdlich versuchen, die größten Trümmerteile, die durch den rasanten Einschlag größte Verwüstung verursacht haben, zur Seite zu räumen.

Zu guter Letzt für alle, die sich entscheiden sollten, trotz der vielen guten, von Frau Prof. Haßler angeführten Gründe für den BaEd, auf Staatsexamen zu studieren, hier noch ein wichtiger Hinweis – nicht nur für Erstsemestler, sondern für alle Lehramtsstudierenden mit dem Abschluss Staatsexamen:

Die letzte Zwischenprüfung zum Staatsexamen muss bis zum

31.03.2007

abgelegt worden sein, das letzte Staatsexamen bis zum

31.12.2011!

Sven Landschreiber

Armin Schaeper

Referat für Lehramt

Email: lehramt@asta.uni-potsdam.de

Sven Landschreiber  [4. Dezember 2004]

« zurück zur letzen Seite | zum Seitenanfang