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» gender/Referat Geschlechterpolitk



„L’important, c’est que le sexe n’ait pas été seulement affaire de sensation et de plaisir, de loi ou d’interdiction, mais aussi de vrai et de faux.“ – Michel Foucault

Das Referat für Geschlechterpolitik im AStA der Uni Potsdam gibt es bereits seit einigen Jahren, wenn auch mit Unterbrechung und unter verschiedenen Namen. Die Gründe, warum es dieses Referat gibt, sind leider die gleichen geblieben – damit aber auch unsere Ziele und Aufgaben.

Trotz all der feministischen Kämpfe der 80er Jahre, trotz der flächendeckenden Beschäftigung von Gleichstellungsbeauftragten, trotz den Hunderten von Christopher Street Days weltweit, trotz europäischem Antidiskriminierungsgesetz und trotz dem derzeitigen Jahr der Chancengleichheit 2007 – wir werden nach wie vor mit sexistischen Praktiken konfrontiert, erleben Diskriminierung von Menschen aufgrund deren Geschlecht oder deren sexueller Orientierung, werden Zeugen davon, wie Täter geschützt und von sexueller Gewalt betroffene Menschen in öffentlichen Diskussionen bloßgestellt werden.

Der universitäre Alltag ist davon nicht ausgenommen. Das beginnt bei so belächelten Themen wie denen der geschlechtsneutralen Sprache in akademischen Texten oder dem dominanten männlichen Redeverhalten in Seminaren bzw. Vorlesungen und dehnt sich aus hin zu spürbarer struktureller Ungleichbehandlung von Frauen beispielsweise beim Zugang zu höheren Positionen. Im Wintersemester 2006/07 waren 57% der immatrikulierten Studierenden weiblich, 60% der Abschlussprüfungen wurden von Frauen abgelegt. Diese Zahlen repräsentieren den seit einigen Jahren zu beobachtenden Trend der Zunahme weiblicher Uni-Absolventinnen. Dennoch ist nur ein Fünftel der Professorenschaft weiblich und lediglich sieben von insgesamt 27 Habilitationsverfahren wurden erfolgreich von Frauen abgeschlossen. Kurz: spätestens nach Beendigung des Studiums ziehen Frauen aufgrund der ihnen gesellschaftlich zugewiesenen Rolle in den Bereichen Familie, Beruf etc. den Kürzeren. Die Teilung der Menschheit in nur (d.h. ausschließlich) zwei Geschlechter sowie die entsprechende Bedeutungszuweisung der Geschlechterkategorien als die hartnäckigsten Ursachen für Ungleichbehandlung sind dementsprechend noch lange nicht überwunden, und es ist offenbar, dass es wichtig ist, geschlechtsspezifische Themen in möglichst vielen universitären Bereichen kritisch zu diskutieren um die bestehenden Probleme zu erkennen.

Eine Möglichkeit eben das zu tun bietet der Studiengang des Zusatzzertifikates für interdisziplinäre Geschlechterstudien, den wir nach Kräften unterstützen. Angesichts der Umstellung auf die Bachelor- und Masterstudiengänge setzen wir uns verstärkt für die Anerkennung des Zusatzzertifikates als Schlüsselqualifikation ein.

Ein weiterer Ort, wo geschlechterspezifische Themen an erster Stelle stehen ist das Archiv für Feminismus und kritische Wissenschaft, dessen Bestand im konte[:x]t (im Zentrum Potsdams, Nähe Kuze, Hermann-Elflein-Straße 32) ein gemütliches Zuhause gefunden hat und das viele verschiedene Titel, angefangen bei Michel Foucault über Judith Butler hin zu deutschsprachigen Autorinnen der Queer Theories wie Sabine Hark, umfasst.

Grundsätzlich liegt unsere Arbeitet in der Aufdeckung, Bekämpfung und Verhinderung von Ungleichbehandlung aufgrund von Geschlecht oder sexueller Orientierung an der Universität. Wir verstehen uns daher auch als Anlaufstelle für Studierende, die in derartige Situationen geraten sind. Wir möchten dabei in Zukunft näher mit den lokalen Notfallberatungsstellen, Frauenzentren und sonstigen Vereinen oder Organisationen zusammenarbeiten, um in tatsächlichen Notfällen an professionelle Stellen weitervermitteln zu können. In öffentlichen Debatten wollen wir mit Wort und Tat für die Definitionsmacht von Betroffenen eintreten.

Dorit Horn  [7. Dezember 2004]

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