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» themen/hochschulpolitik/Transparente neue Studiengänge oder Bildungsabbau und soziale Selektion?



Immer häufiger ist im aktuellen Diskurs um die Neustrukturierung des Studiums (z.B. im Rahmen der Umstellung auf die gestuften Studiengänge Bachelor und Master) die Forderung nach mehr Transparenz und Übersichtlichkeit zu lesen.

[Selbst die PDS fordert von der Landesregierung „klare und transparente Strukturen an den Hochschulen“ um so die „Voraussetzung für kurzes Studium“ schaffen zu können.]

Von anderer Seite wird oft der Wille zur Qualitätssicherung in Lehre und Studium betont. Als Instrument dazu wird dann das persönliche Auswahlgespräch empfohlen. Schließlich könne so sichergestellt werden, dass die zukünftigen Studierenden vor einer falschen Wahl des Studienfaches und eventuellem Studienfachwechsel geschützt werden.

Es ist recht schnell einzusehen, dass Auswahlgespräche nur die Qualität des Studiums für diejenigen sichern können, die überhaupt noch zugelassen werden. Elitebildung ist somit vorprogrammiert, zu einer höheren Bildungsbeteiligung der so gerne erwähnten „bildungsfernen Schichten“ wird diese Qualitätssicherung wohl kaum führen.

Auch die Forderung nach mehr Transparenz sollte in ihren Konsequenzen kritisch beleuchtet werden. Soll diese Transparenz nämlich hauptsächlich dazu dienen, ein schnelleres Studium zu ermöglichen, so ist zu befürchten, dass sie der fromme Wunsch bleibt, während das schnellere (will heißen verkürzte Studium) schon umgesetzt wird.

Bei der laufenden Umstellung auf gestufte Studiengänge ist immer wieder von einer Übergangsquote von ein Drittel vom Bachelor zum Master die Rede. Daran ist zu sehen, dass der Bachelor als erster berufsqualifizierender Abschluss auch als „Volks“-Abschluss angedacht ist, während der Zugang zum Master eingeschränkt werden soll.

Da der Bachelor mit 6 Semestern Regelstudienzeit kürzer ist als derzeitige Diplom- und Magisterstudiengänge mit durchschnittlich 9 Semestern Regelstudienzeit, muss auch der Studieninhalt gerafft werden. Dies geschieht nur allzu oft durch Verschulung des Studiums und so genannte Soft-skills, die an die Stelle des inhaltlichen wissenschaftlichen Arbeitens treten. Erst für die ausgewählten Masterstudierenden wird die Zeit investiert, sie zu selbstständigem Forschen anzuleiten.

Im Supermarkt der politischen Versprechen sollten auch scheinbar „studierenden-freundliche“ Aussagen hinterfragt werden. Eine tatsächliche Verbesserung der Studiensituation ist eben nicht nur durch übersichtlichere Strukturen zu erreichen. Die studentischen Forderungen müssen daher weiterhin sein:

  • Ausfinanzierung der Lehre
  • Eine Übergangsquote von 1/1 vom Bachelor zum Master
  • Ein Fokus auf selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten statt einer Verschulung der Lehre
  • Offene und heterogene Uni-Strukturen statt Normierung und Elitebildung
  • Stärkere studentische Beteiligung in universitären Gremien zur Durchsetzung unserer Interessen

Matthias Wernicke  [24. September 2005]

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