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An der Universität regt sich Unmut unter Studierenden über das Organisationsportal „PULS“

Wer entscheidet eigentlich, ob man zu einem Seminar zugelassen wird oder nicht? Diese Frage stellen sich die Studenten der Universität Potsdam derzeit öfter. Grund dafür ist das „Potsdamer Universitätslehr- und Studienorganisationsportal“ (PULS), das an der Universität für einige Verwirrung sorgt. Die Online-Plattform PULS ermöglicht nicht nur die studentischen Selbstverwaltung, wie etwa die Änderung von Adressdaten oder der Erstellung von Stundenplänen – vor allem können Lehrveranstaltung und Prüfungen durch das System belegt werden.

Laut PULS-Team-Sprecher Michael Mihahn sind bereits 40 Prozent der Studiengänge bei PULS erfasst. Dazu gehören Geschichte, BWL oder die Religionswissenschaften. Weitere Studiengänge sollen noch dazu stoßen, darunter auch die Germanistik. Ob das PULS-System aber wirklich nur zur Belegung von Lehrveranstaltungen genutzt werde, fragt sich AStA-Sprecher Tamas Blénessy. Vielmehr scheine das System den „Seminarrauswurf“ voranzutreiben, sagt Blénessy. Das passiere vor allem, wenn Dozenten das automatisierte Losverfahren von PULS verwenden, so Blénessy. Das würden Dozenten vor allem dann nutzen, wenn sich besonders viele Studenten zu einem Seminar anmelden: Etwa wenn sich 400 Bewerber auf 40 Plätze bewerben. Dann sei es für den Dozenten einfacher, gleich die automatische Auslosung zu verwenden, so der AStA-Sprecher.

„PULS ist nicht willkürlich“, sagt jedoch Thomas Grünewald, Vize-Präsident der Universität Potsdam. Die Dozenten hätten nämlich immer das letzte Wort, erklärt er. Zur Zeit würde mit falschen Argumenten gearbeitet, betont der Vize-Präsident. Auch Michael Mihahn, vom PULS-Service-Team sagt: „Die Zulassung liegt ausschließlich beim Dozenten“. Der könne zwar ein automatisches Zulassungsverfahren einstellen, aber Studenten später immer nachtragen, so Mihahn.

Das PULS-System, das von der Hochschul-Informations-System GmbH für die Universität Potsdam entwickelt wurde, soll den Studenten vor allem den organisatorischen Aufwand erleichtern. „So ein komplexes und vielfältiges Studienorganisationsportal gibt es wahrscheinlich an keiner anderen Universität in Deutschland“, betont Mihan. Denn nur an der Universität Potsdam würde man mit der Anmeldung zu einer Lehrveranstaltung automatisch auch zur Prüfung angemeldet, so Mihahn. Bei anderen Hochschulen müsse das noch einzeln erfolgen, erklärt er.

Außerdem ermöglicht PULS den Ausdruck von Studienbescheinigungen, die Anmeldung zur Modulklausur, die automatische Stundenplanerstellung und die Erfassung von Leistungspunkten. Technische Probleme des Systems seien ihm nicht bekannt, so Mihahn. Zur Zeit werde vor allem an neuen technischen Möglichkeiten gearbeitet. Auch für den Vize-Präsident Grünewald ist PULS nur ein „Tool“ , ein Werkzeug, das für die Organisation des Studiums benutzt werden könne. „Wir wollen doch nicht in die Vorsteinzeit zurückkehren“, so Grünewald. Schließlich habe es auch schon vor PULS eine begrenzte Anzahl von Plätzen in den Seminaren gegeben, betont Grünewald. Als man sich noch schriftlich eintragen musste, hätten die Dozenten entschieden, wann ein Seminar voll sei. Außerdem seien kleinere Lehrveranstaltungen einfach „im Interesse der Studenten“, sagt er.

Ob nun das PULS-System oder die Dozenten über die Zulassung zu einem Seminar entscheiden: „Ein Seminarrauswurf ist nicht rechtmäßig“, sagt der AStA-Sprecher Tamas Blénessy. Schließlich habe das Rektoratskollegium bestätigt, dass bei einer Auslastung über 50 Prozent eine zweite Lehrveranstaltung angeboten werden müsse. Auch das Brandenburgische Hochschulgesetz müsse eingehalten werden, indem „Studieninhalte so zu bestimmen sind, dass das Studium in der Regelstudienzeit abgeschlossen werden kann“, betont Blénessy. Eindeutig sei jedenfalls: durch einen Seminarrauswurf verlängere sich das Studium, so der AStA-Sprecher. Auch Grünewald räumt ein: „Für eine zweite Lehrveranstaltung fehlt oft einfach das Personal“. Einige Studierende ärgert indes der zusätzlichen Aufwand, den sie mit Dozenten und dem Prüfungsamt haben. „Ich dachte der organisatorische Aufwand würde mit PULS endlich abnehmen“, moniert eine Studentin.

Quelle: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 14.12.2007

Tamás Blénessy  [14. Dezember 2007]

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