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» presse/presseschau/BILDUNG: Düstere Campus-Visionen



Studenten üben scharfe Kritik am Hochschulgesetz

POTSDAM / BABELSBERG – Über den Kinospot, mit dem das Land derzeit Werbung fürs Studium in Potsdam, Cottbus und anderswo macht, können Janis Klusmann und Tamás Blénessy nur lachen. Der rasant geschnittene Film zeigt idyllische Campusszenen und große Hörsäle in Hochglanzoptik. Das Bild, das die beiden Mitglieder des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) der Uni Potsdam gestern zeichneten, ist dagegen ein ziemlich düsteres.

Zwangsexmatrikulation, soziale Auslese und Demokratieabbau waren die Schlagworte des gestrigen Pressegesprächs, zu dem der Asta an den Campus Griebnitzsee geladen hatte. Die Zeit drängt: Heute beschäftigt sich der Koalitionssausschuss mit dem Gesetz, Mitte Oktober soll es den Landtag passieren.

Die Novelle werde der sozialen Realität nicht gerecht, klagt Klusmann. Zwei Drittel etwa der Potsdamer Studenten müsse sich das Studium durch Nebenjobs mitfinanzieren, ein Viertel müsse es sich komplett selbst finanzieren. Mit den unflexiblen Bachelor-Studiengängen sind Job und Studium aber schwer zu vereinbaren. Klusmann plädiert daher für die Ausweitung des Teilzeitstudiums, ansonsten drohe vielen Studenten der Ausschluss vom Studium. „Durch die rigide Handhabung ist man ganz schnell draußen“, sagt er. Dabei sei ein reibungsloses Studium angesichts fehlender Kursangebote oft nicht möglich. Damit sei die Zwangsexmatrikulation eher ein Mittel, um Kapazitätsmängel zu kaschieren. Tamás Blénessy verweist etwa auf Sprachkurse, in denen sich 120 Studierende drängeln.

Besonders problematisch sei die geplante Verschärfung beim Master-Zugang. Künftig soll in allen Fächern eine Mindestnote über den Übergang vom Bachelor zum Masterstudium entscheiden. An der Uni Potsdam gibt es diese Hürde bereits in den Biowissenschaften. Blénessy hält die Regelung für verfassungswidrig. „Das verstößt aus gegen das Grundgesetz“, sagt er mit Verweis auf das Recht auf freie Berufswahl.

Möglichkeiten zur Mitbestimmung sehen die Studentenvertreter auch gefährdet. Die Landeskonferenz der Studierendenschaften hält Klusmann für einen Papiertiger.

Die Brandenburgische Studentenvertretung hat 1200 Unterschriften gegen die Novelle gesammelt. Die Liste soll heute Landtagspräsident Gunther Fritsch übergeben werden.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung vom 30.09.2008

Tamás Blénessy  [30. September 2008]

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