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Das Beschäftigungsverhältnis an der Universität ist nicht nur praktisch, sondern auch ein fester Bestandteil des Alltag vieler Studenten auch hier in Potsdam. Insgesamt arbeiten weit über 900 Studierende an Lehrstühlen, in der Verwaltung, in den Bibliotheken und in Forschungsprojekten. Im Vergleich dazu hat die Uni nicht mal ganz 220 Professoren.

Zum einen dient das Beschäftigungsverhältnis zur Qualifizierung im wissenschaftlichen Feld, aber vorrangig natürlich der finanziellen Absicherung des alltäglichen Daseins. Aus diesem Grund ist es wichtig, über die Rechte und Pflichten der Hilfskräfte aufzuklären und eine Ausweitung dieser einzufordern.

Denn es ist so, dass die Gehaltszahlung nicht an die steigenden Lebenshaltungskosten im Land an gepasst sind. Im Vergleich zwischen 2000 und 2007 sind die Lebenshaltungskosten laut dem statistischen Jahrbuch des Landes Brandenburg 2008 um 11,6% gestiegen, wohingegen die SHK-Gehälter seit 2000 gerade mal um 2,9 Prozent gestiegen sind. Da aber genau diese Arbeitsgruppe keinen Tarifvertrag hat, werden eben genau diese Angleichungen auch nicht vorgenommen.

Im letzten Jahr gab es einen Rundbrief vom der Landesregierung, die es den Hochschulen ermöglich ihren Angestellten 10% mehr Gehalt zu zahlen, was sich für die SHK-Entlohnung ein Anstieg von 7,35 Euro auf etwas über 8 Euro bedeuten würde. Doch die Unileitung fände, es wäre ein falsches Bild ans Land wenn 254.000 Euro mehr für SHKs ausgegeben würden, wobei man erwähnen sollte, dass die Uni im letzten Jahr 2 Millionen Euro an Personalkosten eingespart wurden.

Oftmals ist auch so, dass die studentischen Beschäftigten kaum ihre Rechte kennen. Oder aber sich nicht trauen, diese einzufordern oder für eine Erweiterung zu kämpfen, weil ihre Arbeitgeber auch ihre Dozenten und Prüfer sind.

Warum ist dieses Thema so wichtig? Laut der Auszählung für das Landes Brandenburg der dt. Sozialerhebung geben fast 33 Prozent der Studierenden an laufend und 11 Prozent häufig neben der Uni zu arbeiten, 52 Prozent der arbeitetende Studis insgesamt geben sogar an, dass sie nur mit Hilfe ihres Jobs ihr Studium finanzieren können.

Wenn wir nun eine einfache Kostenrechnung aufstellen, sieht es so, dass man in Potsdam circa 660 Euro (ohne Auto) jeden Monat benötigt, um das alltägliche Dasein zu bestreiten. Nun ist es ja so, dass BA-Studierende meistens unter 25 Jahre alt sind, demnach noch Kindergeld bekommen, also 160 Euro von der oben genannten Zahl abgezogen werden müssen, der Rest muss durch Bafög, die Eltern oder Nebenverdienst dazu verdient werden. Interessant ist dabei, dass70 Prozent der potsdamer Studierenden nicht bafögberechtigt sind, deshalb gehen wir in der weiteren Berechnung von Studis aus, die kein Geld von ihrer Familie oder dem Bafög-Amt bekommen.

Daraus ergibt sich, dass einE in Potsdam lebendeR StudierendeR 500 Euro aus Nebeneinkünften generieren muss. Zusätzlich kommt bei einem Verdienst ab 400 Euro monatlich noch die Rentenversicherung hinzu. Bei 7,35 Euro Stundenlohn hier an der Universität Potsdam müsste ein Studierender demnach 68 Stunden im Monat arbeiten, was 17 Stunden pro Woche wären, um den obengenannten Betrag zu erreichen. Das ist gerade auch für BA-Studierende kaum realisierbar, da der von Universität angedachte Workload pro Woche bei 37 Stunden liegt und somit die Arbeitswoche eines BA-Studierenden bei 54 Stunden liegen würde.

Die Rechnung fängt erst an Sinn zu machen, wenn der Stundensatz mindestens auf 10 Euro erhöht wird und selbst dann muss der betreffende Studi noch 12,5 Stunden pro Woche arbeiten und hat somit eine Wochenarbeitszeit insgesamt mit Workload von 49,5 Stunden.

Noch schwieriger wird der Fall, wenn man über 25 Jahre alt ist, denn dann fällt das Kindergeld weg und die Selbstversicherungspflicht beginnt. Das betraf 2006 30% der Studenten und 22% der Studentinnen im Erststudium. Insgesamt müssen diese Studis um 720 Euro erwirtschaften, um ihren Lebnsunterhalt zu bestreiten. Bis 2008 wurde das Kindergeld bis zum 27. Lebensjahr ausgezahlt. Durch die Änderung der Reglungen zum Kindergeld stehen der betroffenen Gruppe nun 2 Jahre lang über 900 Euro im Semester weniger zur Verfügung – eine finanzielle Mehrbelastung, die höher ist als die durch Studiengebühren in einigen Bundesländern.

Insgesamt leben Studierende in prekären Lebensverhältnissen. Laut dem Armutsbericht 2008 gilt man als arm, wenn man unter 781 Euro zur Verfügung hat. Wie auch aus den Rechenbeispielen in den angeführten Tabellen ersichtlich ist, steht Studierenden durchschnittlich weniger zur Verfügung.

Gerade aus diesem Grund ist es wichtig, auf der einen Seite seine schon bestehende Rechte auf Urlaubsanspruch und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall usw. einzufordern, aber andererseits sich auch für eine Ausweitung dieser zu engagieren. Dazu hat die GEW in Verbindung mit dem AStA eine Mailing-Liste aufgebaut, die zu allen wichtigen Themen informiert aber auch mobilisiert und die findet ihr unter: http://studienberatung-potsdam.de/shk

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Matthias Wernicke entstanden.

Katja Klebig  [11. Mai 2009]

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