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» presse/presseschau/Universität Potsdam erwartet, dass Belange der Spitzenforschung nicht vernachlässigt werden



POTSDAM – Seit acht Jahren kennen Brandenburgs Hochschulen nur eine Dienstherrin: Johanna Wanka. Nun wird die Vorsitzende der brandenburgischen CDU in die Opposition gehen. Zum ersten Mal hat es Brandenburgs junge Hochschullandschaft mit einer rot-roten Landesregierung zu tun. Zwar ist die Besetzung des Wissenschaftsministeriums noch nicht klar, doch die Erwartungen an das Ressort sind hoch.

Folgt man Wahlprogrammen und Koalitionsverhandlungen, sehen die Aussichten der Hochschulen gar nicht schlecht aus. Die SPD hatte versprochen, die kommenden fünf Jahre 200 Millionen Euro in Hochschulen und Forschung zu investieren. Die Linke will die Lehre durch eine Aufstockung des Lehrpersonals und eine Stärkung des akademischen Mittelbaus verbessern. Fünf Millionen Euro zusätzlich hatte sie dafür in früheren Haushaltsdebatten gefordert. Schon jetzt haben die Koalitionspartner beschlossen, den Frauenanteil in Führungspositionen der Hochschulen zu steigern.

Die Hochschulleitungen selbst haben auf die neuen politischen Möglichkeiten reagiert. In einem Positionspapier vom 13. Oktober hatten die Hochschulpräsidenten Brandenburgs eine deutlich sichtbare Priorität für Wissenschaft und Forschung in der Landespolitik von der künftigen Landesregierung gefordert. Sie wünschen sich den Fortbestand der Globalhaushalte und die Übertragbarkeit dieser Mittel von einem Haushaltsjahr in das nächste.

Für die größte Hochschule des Landes, die Universität Potsdam, wünscht deren Präsidentin Sabine Kunst, dass das Thema Spitzenforschung unter Rot-Rot nicht vernachlässigt wird. „Wir erhoffen, dass die Priorität für Wissenschaft und Forschung so erhalten bleibt, dass weiterhin unsere Teilhabe an Wettbewerben der Spitzenforschung ermöglicht wird.“ Außerdem wünscht sich die Präsidentin weiterhin Unterstützung für ihr Vorhaben, die Arbeit der Universitätsinstitute mit der der außeruniversitären Einrichtungen in Potsdam zu verknüpfen, wie das im Netzwerk „Pearls“ geschehe.

Die Universitätspräsidentin erwartet aber auch, dass linke Positionen in der Wissenschaftspolitik weiterentwickelt werden. „Für die Linke ist gegenwärtig die Ausbildung der Studierenden sehr wichtig, für das Thema Forschung wünsche ich mir aber noch mehr Aufmerksamkeit. Mit der Prioritätensetzung in der Ausbildung allein ist es nicht getan“, sagt Kunst. Stattdessen müsse die Linke das Potenzial einer modernen leistungsfähigen Universität in seiner Gänze nützen.

Zuversichtlich zeigt sich der Präsident der größten Fachhochschule Brandenburgs, der Technischen Hochschule Wildau, László Ungvári. „Der Geist von Wissenschaft und Forschung ist so in den Köpfe verankert, dass es eine Art Garantie ist.“ Trotzdem Finanzminister Rainer Speer (SPD) jüngst auf eine Deckungslücke im Haushalt von fast 1,5 Milliarden Euro für die Jahre 2009 und 2010 hingewiesen hatte, erwartet Ungvári nicht, dass eine künftige Landesregierung ausgerechnet bei den Hochschulen sparen wird. Auch stimmten ihn Gespräche mit dem hochschulpolitischen Sprecher der Linken, Peer Jürgens, zuversichtlich. Dieser würde die Hochschulen gerne finanziell sogar noch besser stellen.

„Ein wenig Bedenken habe ich, ob die Hochschulautonomie weiterhin so bleibt, wie sie ist, oder ob eine Landesregierung wieder bis in einzelne Punkte hineinregieren will“, sagt Ungvári. Dieser Aspekt sei besonders für die Hochschule Wildau wichtig, da sich ihr „unorthodoxes“ Management an dem von Unternehmen orientiere. (Von Rüdiger Braun)

Hoffnung der Studenten:

Brandenburgs Studierendenvertreter begrüßen den Politikwechsel. Sie erwarten „eine bessere, gerechtere und demokratischere Bildungspolitik“. Insbesondere hoffen sie, dass in den akademischen Gremien die verschiedenen Statusgruppen, vor allem die Studierenden selbst, mehr Mitbestimmung erhalten. Der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Potsdam will vor allem eine bessere finanzielle Ausstattung der Hochschule. „Wenn Investitionen in die Bildung Investitionen in die Zukunft des Landes Brandenburg sind, dürfen Hochschulen nicht von der Wirtschaft und somit konjunkturellen Unwägbarkeiten abhängig sein“, schreiben die Studenten.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung vom 22.10.2009

Tamás Blénessy  [23. Oktober 2009]

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