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» themen/Ökologie/Der Preis der Sojamonokulturen in Südamerika



Vertreibung und Hunger in Paraguay – volle Futtertröge und Tanks in Europa

Rundreise mit Esther Leiva, Kleinbäuerin und Aktivistin aus Paraguay
15. Mai bis 9. Juni 2011, bundesweit

Dienstag, 24. Mai 2011, 19 Uhr im Haus der Natur, Reimar-Gilsenbach-Saal, Potsdam

„Die Sojafarmer zerstören die Natur und das Leben der Menschen; hier in Paraguay und weltweit. Wir wissen, dass Soja nach Europa exportiert wird. Aber niemand in Europa weiß, wie Soja produziert wird.“
(Kleinbauer Gerónimo Arévalo, Alto Paraná, Paraguay)

Soja ist in aller Munde und das täglich in Form von Fleisch- und Milchprodukten, Eiern, Süßwaren und Fertiggerichten. Europäische Tierzucht- und Mastbetriebe verfüttern jährlich 40 Millionen Tonnen Sojaschrot. Die einweißhaltige Bohne wird zudem immer wichtiger für die Herstellung von Agrarkraftstoffen. Doch während hiesige Verbraucher von billigen Fleisch- und Milchprodukten profitieren und über Agrotreibstoffe nachdenken, hat der Sojaanbau in den Herkunftsländern hohe Nebenwirkungen. Das kleine Land Paraguay im Herzen Südamerikas stieg in den letzten Jahren zum weltweit viertgrößten Sojaexporteur auf. Doch der industrielle Sojaanbau in Monokultur bedroht die kleinbäuerliche Landwirtschaft, zerstört die Umwelt und vergiftet die Landbevölkerung. Der Einsatz gentechnisch veränderter Sojasorten geht mit massivem Pestizideinsatz einher, der Mensch und Umwelt vergiftet.
Die rasante Sojaexpansion verschärft den Landkonflikt, ohnehin das brennendste soziale Problem in Paraguay, wo 4% der Bevölkerung über 86% der Ackerfläche verfügen. Allein 90.000 Familien waren während des letzten Jahrzehnts gezwungen, ihr Land zu verlassen, weil sie nicht mit den Sojafarmern konkurrieren können und die Pestizidbelastung nicht mehr ertragen.

Kleinbauernverbände, in denen Zehntausende organisiert sind, wehren sich gegen die Vertreibung und leisten Widerstand. Mit lebendigen Mauern versuchen sie Pestizid-Besprühungen zu verhindern, Landbesetzungen sind an der Tagesordnung. Je mehr der weltweite Bedarf an Soja steigt, desto mehr verschärft sich auch die Situation in Paraguay. In diesem Sinne will die geplante Rundreise informieren, sensibilisieren und mögliche agrarpolitische Alternativen diskutieren.

Entwicklungspolitische Informations- und Bildungsreise

Auf der bundesweiten Rundreise berichtet die Kleinbäuerin und Aktivistin Esther Leiva aus Paraguay (Organisación Lucha por la Tierra (OLT), Espacio Unitario, Via Campesina) über die Folgen des Sojaanbaus in ihrem Land. Ausgehend von der aktuellen politischen Situation in Paraguay rücken in den multimedialen Vorträgen der Landkonflikt, das Thema Gentechnik in der Landwirtschaft, die Folgen des Pestizideinsatzes, die Bedrohung der kleinbäuerlichen Lebensweise und Fragen der Ernährungssouveränität in den Fokus. Eng damit verbunden sind auch die Kämpfe der sozialen Bewegungen in Paraguay, die insbesondere auf dem Land sehr engagiert sind. Als Vertreterin einer Kleinbauernorganisation schildert die Referentin deren Alltag und beschreibt die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen denen sie immer wieder ausgesetzt sind.
In den Informations- und Diskussionsveranstaltungen zum Sojathema ist die Verbindung nach Deutschland und der Zusammenhang zu europäischen Futtermittelimporten und zum Boom von Agrarkraftstoffen zentral. Das eigene Konsumverhalten des Publikums soll dabei kritisch überdacht und Handlungsstrategien deutscher Verbraucher erörtert werden. Diskutiert werden soll auch die europäische Agrarpolitik und im Zusammenhang damit die
Situation europäischer Landwirte. Denn auch sie sind von europäischer Agrarpolitik und vom Agrobusiness abhängig. Daher werden zahlreiche Veranstaltungen und Begegnungen mit deutschen Landwirten sowie engagierten Gruppen und Initiativen im ländlichen Raum geplant. Dies bietet die Möglichkeit sich über Parallelen zwischen Nord und Süd auszutauschen und darüber wie sich eine zukunftsfähige, nachhaltige Landwirtschaft gestalten lässt. Wie steht es außerdem um Frauen in der Landwirtschaft – hier und dort? Und wie sollte eine faire Verbraucherpolitik aussehen? Gespräche mit Politiker/innen aus dem Agrarbereich sollen das Thema der Veranstaltungsreihe schließlich in den Bereich europäischer Gesetzgebung zu tragen.

Fabian Twerdy  [17. Mai 2011]

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