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» presse/Kritik des AStA am Dezernat 2 bezüglich der Ablehnung des Teilzeitstudiums einer Studentin



Der AStA kritisiert den jüngsten Umgang des D2 mit Studentin ANONYM:
Wir bedauern es sehr, dass die alleinerziehende Mutter die Fortsetzung ihres Teilzeitstudiums nicht bewilligt bekommen hat. Das bringt sie in eine dramatische Situation, denn von nun an ist sie nicht berechtigt, Hartz IV zu beziehen. Damit verliert sie ihre Existenzgrundlage und kann ihrer Rolle als Mutter nicht nachkommen. Die Entscheidung des Dezernats ist für alle, die den Fall über langen Zeitraum mitverfolgt haben, schwer begreiflich.
In Ihrer Ablehnung schreibt das D2, dass kein Anspruch auf Teilzeit bestünde, da ANONYMS Kind ganztägig in der Schule sei. Auch außerhalb der Pandemie ist dies eine verwegene Argumentation, denn (alleinerziehende) Elternschaft umfasst wesentlich mehr Aufgaben, die sich nicht in Stunden verrechnen lassen können. Der Aspekt der Familientätigkeit wurde auf eine anmaßende Weise igniriert, indem der Antragstellerin vorwerfen wurde, sie würde den Antrag lediglich für die Beziehung von Hartz IV stellen. Dass die Studentin jedoch ohne finanzielle Absicherung ihre Familie nicht versorgen kann und schnell gezwungen sein kann, das Studium aufzugeben, scheint das D2 nicht nachvollzogen zu haben. Hinzu kommt, dass allgemein bekannt ist, dass Schüler:innen momentan unregelmäßig unterrichtet werden oder gänzlich Corona-bedingt der Schule fern bleiben müssen. Ein Online-Studium in Vollzeit mit einem Kind, das ebenfalls auf technische Geräte zugreifen muss, um in der Schule nicht abgehängt zu werden, ist schlichtweg unmöglich – besonders in diesem Fall, wo es kein Einkommen gibt und wo die staatliche Existenzsicherung aufgrund der Teilzeitablehnung verweigert wird. 
Es wurde ignoriert, dass die Betroffene keine Schuld an dem formalen Fehler der Universität, Inklusionspädagogik für ein Teilzeitstudium zuzulassen, trägt. Sie hat ihr Leben danach ausgerichtet mit dem Ziel, das Studium in Teilzeit abzuschließen, wie es zu Beginn möglich war. An dieser Stelle muss aber auch betont werden, dass es höchst verwunderlich ist, dass dieser Studiengang plötzlich nicht teilzeitgeeignet sein soll. Gerade Inklusionspädagogik muss auch für jene zugänglich studierbar sein, die sich mit gesellschaftlicher Inklusion beschäftigen wollen oder eigene tagtägliche Erfahrung mit Exklusion machen. Stattdessen werden Studierende wie ANONYM mit beispiellosen behördlichen Barrieren konfrontiert, die vermeidbar wären. Hier wurde der rechtliche Rahmen maximal eng ausgelegt.
Der Fall von ANONYM hat gezeigt, dass das Teilzeitstudium noch wesentlich mehr Förderung seitens der Universität bedarf. Wir werden uns dafür stark machen, mehr Fächer in Teilzeitstudium zu ermöglichen. Studierende, die nicht die gleichen Voraussetzungen haben wie die Mehrheit, werden wir bei ihrem Teilzeitstudium weiterhin und engagierter unterstützen. 
Wir hoffen sehr, dass das D2 sich uns dem anschließen. Denn wenn „[d]ie Universität für Chancen-und Familiengerechtigkeit, Internationalität, Toleranz und Nachhaltigkeit [steht]“, wie das Leitbild behauptet, muss alles daran gesetzt werden, dies aufrichtig zu erfüllen. Die Ermöglichung eines Teilzeitstudiums leistet einen gewaltigen Beitrag dazu.

******* ENG *******

The AStA criticises the recent treatment of student ANONYM by the D2:

We very much regret that the single mother has not been granted the continuation of her part-time studies. This puts her in a dramatic situation, because from now on she is not entitled to Hartz IV. She thus loses her livelihood and cannot fulfil her role as a mother. The decision of the department is difficult to understand for anyone who has followed the case over a long period of time.

In their refusal, the D2 writes that there is no entitlement to part-time because ANONYM’s child is in school full-time. Even outside the pandemic, this is a daring argumentation, because (single) parenthood includes many more tasks that cannot be counted in hours. The aspect of family activity was ignored in a presumptuous way by accusing the applicant of making the application only to receive Hartz IV. However, the fact that the student cannot provide for her family without financial security and can quickly be forced to give up her studies does not seem to have been comprehended by the D2. In addition, it is generally known that students are currently being taught irregularly or have to stay away from school entirely due to Corona. Studying online full time with a child who also has to access technical devices in order not to be left behind at school is simply impossible – especially in this case where there is no income and where state subsistence is denied due to the part-time refusal.

It was ignored that the person concerned was not to blame for the formal error of the university in allowing inclusion education for part-time study. She has oriented her life accordingly with the aim of completing her studies part-time, as was possible at the beginning. At this point, however, it must be emphasised that it is highly surprising that this „Inklusionspädagogik“ should suddenly not be suitable for part-time study. Inclusion education in particular must also be accessible to those who want to deal with social inclusion or who have their own daily experience of exclusion. Instead, students like ANONYM are confronted with unprecedented regulatory barriers that could be avoided. Here, the legal framework has been interpreted narrowly to the maximum.

ANONYM’s case has shown that part-time study still needs much more support from the university. We will work hard to enable more subjects to be studied part-time. We will continue to support students who do not have the same prerequisites as the majority.

We very much hope that the D2 will join us in this. After all, if „[t]he university [stands] for equality of opportunity and family, internationality, tolerance and sustainability“, as the mission statement claims, every effort must be made to fulfil this sincerely. Enabling part-time study makes a huge contribution to this.

Katherina Kraft  [26. Dezember 2020]

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